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Leserfrage: Warum empfiehlt der Finanzwesir keine Einzelaktien-Kombi?

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Leser M. fragt

Ich lese regelmäßig Ihre Beiträge und mir fällt natürlich Ihre positive Haltung gegenüber den ETFs auf. Ich denke und investiere ähnlich, kaufe und halte jedoch auch, nach angemessener Überlegung, eine Anzahl von Einzelaktien (ca. 15) aus dem DAX, die sich nun in meinem Depot ähnlich einen ETF, abbilden. Damit habe ich als Direktbankkunde überhaupt keine Verwaltungskosten mehr.
Warum empfehlen Sie solche Konstruktionen nicht?

Der Finanzwesir antwortet

Weil mir 15 Werte aus dem DAX einfach nicht breit genug sind. Auch wenn diese Firmen höchstwahrscheinlich einen guten Teil ihres Umsatzes weltweit machen: Mir ist diese Basis einfach zu schmal.
Schon mit der Kombi MSCI World und MSCI Emerging Markets habe ich mehrere tausend Firmen im Depot. Damit habe ich das Einzelaktienrisiko und das Branchen- sowie das Länderrisiko wegdiversifiziert. Außerdem spare ich mir die Zeit, die ich für eine "angemessene Überlegung" aufwenden muss.

Dazu kommt: Ich halte mich für unfähig, überhaupt angemessene Überlegungen anzustellen. Deshalb kaufe ich breit und bleibe passiv.

Was die Kosten angeht, haben Sie recht: Es ist wichtig, die Kosten im Blick zu haben. Die Kosten sind für mich aber nicht das alleinige Kriterium. Ich bin bereit, jährlich 0,2 % bis 0,7 % meiner Anlagesumme für das Privileg einer extremen Diversifikation zu bezahlen.
Wenn ich ‒ wie Sie es vorschlagen ‒ eine Einzelaktien-Konstruktion präsentiere, muss ich auch sagen, wie viele und welche Aktien (Branche, Region) in welchem Verhältnis zu wählen sind.
Dazu brauche ich ein Set an Bewertungskriterien und muss meine Aktien regelmäßig überprüfen. Dabei stellt sich die Frage: In welchen Intervallen? Jährlich, quartalsweise oder monatlich?
Warum nicht täglich?
Die Antwort kann nicht lauten: "Weil es zu aufwendig ist und ich keinen Bock habe".
Ich will vorgerechnet bekommen, welches Überprüfungsintervall den größten Profit verspricht.

Was die Aktienauswahl angeht:
Sie haben 15 DAX-Aktien gewählt. Warum? Warum nicht 25 Aktien aus den USA, immerhin die stärkste Volkswirtschaft. Wie wäre es mit 45 Aktien aus Deutschland (Heimat), den USA (stärkste Volkswirtschaft) und China (starkes Schwellenland)?

Was mache ich, wenn eine Aktie meinen Kriterien nicht mehr genügt?
Blöde Frage: Natürlich verkaufen!
Ja, aber was dann? Bunkere ich das Geld auf dem Tagesgeldkonto oder kaufe ich die Aktien einer anderen Firma?

  • Was tue ich, wenn es keine Firma gibt, die meinen Kriterien genügt?
  • Was mache ich, wenn es mehr als eine Firma gibt, die meinen Kriterien genügt?

In meinen Augen öffnet sich hier die Büchse der Pandora. Man verliert sich in Regelsystemen, ohne wirklich etwas zu gewinnen.


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