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Leserfrage: Ist der MSCI World Small Cap ein guter Einsteiger-ETF?

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Leser D. fragt

Ich sitze im Urlaub auf Kreta und habe in den letzten Tagen Ihr gesamtes Blog verschlungen. Ich bin ETF-Einsteiger und lerne nun stündlich dazu.

  1. Frage im Blick auf maximale Rendite bei bewusst hoher Volatilität, Anlagezeitraum garantiert und eisern mindestens 20 Jahre (Anleger ist "am Mast festgebunden und hat die Ohren mit Wachs verschlossen"): Was spricht gegen MSCI World Small Cap? Hier scheint mir die wahrscheinliche Rendite höher zu sein als beim MSCI World?

  2. Frage und konkret: Es gibt wohl nur einen ETF dazu, SPDR MSCI World Small Cap (WKN A1W56P). Was spricht gegen diesen ETF? Kennen Sie Alternativen?

Der Finanzwesir antwortet

Ein Finanzblog als Urlaubslektüre - ein größeres Lob kann es kaum geben. Vielen Dank.

Was spricht gegen den Small Cap ETF?

Nichts und alles. Je nachdem, von welcher Warte man es betrachtet.
Der SPDR ist mit einem Volumen von 33 Millionen ein ziemlich kleiner Fonds. Eine Faustregel besagt, dass ein Fonds ab einem Volumen von 50 Millionen wirtschaftlich betrieben werden kann. Aber der Fonds ist ja auch noch sehr jung, er wurde am 25. November 2013 aufgelegt. Das kann ja noch werden.
Eine Kostenquote von 0,45% ist auch nicht übertrieben hoch. Als replizierender Thesaurierer nicht ganz steuereinfach. Aber machbar.
Alles in allem würde ich sagen: Warum nicht das Segment Small Caps über diesen ETF abbilden.

Aber nicht für Leser D.

Warum?

Zuerst die Pflicht, dann die Kür

Weil ein Anfänger immer mit einem marktbreiten Index anfangen sollte. Das wäre entweder der MSCI World, eine Kombination aus World und dem Schwellenländer-Index von MSCI oder dem MSCI ACWI.

Index Firmengrösse Zahl der Märkte Firmen im Index Abdeckung
MSCI ACWI large und mid cap 23 Industrieländer
23 Schwellenländer
2.478 85% des handelbaren Aktienkapitals
MSCI WORLD large und mid cap 23 Industrieländer 1.642 85% des handelbaren Aktienkapitals
MSCI Emerging Markets large and mid cap 23 Schwellenländer 836 85% des handelbaren Aktienkapitals
MSCI World Small Cap small cap 23 Industrieländer 4.267 14% des handelbaren Aktienkapitals

Small Caps haben auf Deutsch den treffenden Namen Nebenwerte. Nebenwerte sind kein Fundament für eine sinnvolle passive ETF-Strategie. Eine Abdeckung von 14% des handelbaren Aktienkapitals rein in den Industrieländern ist zu wenig.
World bedeutet bei MSCI nicht weltweit, sondern weltweit mit der Einschränkung: "Muss ein Industrieland sein." Nach MSCI-Definition sind weder China, noch Russland oder Griechenland Industrienationen. Die drei findet man im Schwellenland-Index.

Einschub: Gibt es Alternativen?

Dieser Fonds scheint tatsächlich der einzige ETF für Industrieländer-Nebenwerte zu sein. Es gibt noch ETFs, die Nebenwerte in der Eurozone, den Schwellenländern und für einzelne Länder (USA, UK, Japan) abdecken. Mehr habe ich auch nicht gefunden.

Die Small-Caps-Wette

Die Small-Caps-Wette muss nicht für die nächsten 20 Jahre aufgehen. Ja, in der Vergangenheit galt der Deal: "Wir Nebenwerte schwanken wild herum, aber wir bringen Dir auch eine schöne Rendite nach Hause." Aber das muss nicht so bleiben, denn wie lautet der Standardspruch der Finanzindustrie:

"Die vergangene Performance ist kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung und bietet keine Garantie für einen Erfolg in der Zukunft."

Fazit

Wenn man an das Small-Caps-Premium glaubt, spricht nichts dagegen, später einmal 10% des Vermögens in so einen Fonds zu investieren. Aber erst wird einer der Brot-und-Butter-Fonds gekauft!
Einen Anfänger setzt man auch nicht auf einen Bronco, sondern er bekommt den gutmütigen Wallach Pepe.
Anfänger neigen dazu sich zu überschätzen. Warum nicht erst einmal lernen, wie sich die 5% Verlust eines MSCI World anfühlen, bevor man sich auf Kamikaze-Tour begibt und mit den Nebenwerten 15% in die Tiefe rauscht.

Ohne Leser D. zu nahe treten zu wollen - vielleicht hat er ja wirklich einen stählernen Willen: Das mit dem "am Mast festbinden" ist leichter gesagt als getan.
ETFs haben einen großen Nachteil: Man kann Sie sofort und problemlos an der Börse loswerden. Wenn man in Panik verfällt ist da kein bürokratischer Prozeß, kein Notartermin, nichts was einen aufhält oder dazu zwingt noch einmal darüber zu schlafen.
Broker alarmieren, PIN/TAN eingeben, die ETFs zum Verkauf stellen und weg sind sie. Fluch und Segen einer hochliquiden Anlageform.

Zum Weiterlesen

  1. ETF: Die Ein-Fonds-Lösung
  2. Leserfrage: Wozu diversifizieren? Landen nicht alle Firmen irgendwann im MSCI World?
  3. Der Finanzwesir mixt ETF-Cocktails für die beste Rendite

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