Leserin T. fragt
Ich starte am 1.4. bei Onvista mit meinem ETF Sparplan.
Insgesamt 500 Euro pro Monat auf 2 ETFs - MSCI World und einen auf EM. Gewichtung 60/40
Ich kann zweimal im Monat anlegen. Am 1. und 15. Ist es sinnvoll an beiden Tagen meine 500 Euro aufgeteilt anzulegen oder nur an einem Tag im Monat?
Der Finanzwesir antwortet kurz.
Ist egal, fang an!
Der Finanzwesir antwortet lang
Erst einmal ein großes Lob an T.: 500 € - das bedeutet für die meisten Anleger: vier bis sieben ETFs. T. dagegen hat sich weise für nur zwei entschieden.
Da T. nicht erwähnt, welche ETFs sie besparen möchte, habe ich mir die ersten beiden ETFs geschnappt, die mir über den Weg gelaufen sind:
-
iShares MSCI World, WKN: A0HGV und ComStage MSCI Emerging Markets, WKN: ETF127
- Ich habe die 14 Monate vom 1.2.2018 bis zum 15.3.2019 betrachtet.
- Es gibt drei Szenarien
- Kauf am 1.
- Kauf am 15.
- Kauf am 1. und am 15.
Ich habe wie T. 500 € monatlich zur Verfügung. Ich lege diese Summen pro Index an.
Index | Gewichtung | eín Kauf | zwei Käufe |
---|---|---|---|
MSCI World | 60 % | 300 € | 150 € |
MSCI EM | 40 % | 200 € | 100 € |
Am 15.3.2019 ergeben sich die folgenden Depotwerte
Kauf am 1. | Kauf am 15. | Kauf am 1. und 15. | |
---|---|---|---|
Anteile World | 110,779 | 110,601 | 110,690 |
Anteile EM | 69,038 | 69,710 | 69,374 |
Depotwert | 7.185 € | 7.205 € | 7.195 € |
absolutes Plus | - | 20 € | 10 € |
Gewinn | 0 % | 0,28 % | 0,14 % |
Bei den Anteilen sind drei Nachkommastellen ok. Im Sparplanbetrieb werden auch Bruchstücke gekauft und die werden - ja nach Broker - mit einer Genauigkeit von drei oder vier Nachkommastellen verbucht.
Erkenntnisse
Markttiming bringt nichts
Das "Ich-kauf-am-15."-Depot ist das größte. Aber das Ranking der Anteile sieht so aus:
MSCI World | MSCI Emerging Markets | |
---|---|---|
Platz 1 | Kauf am 1. | Kauf am 15. |
Platz 2 | Kauf am am 1. und 15. | Kauf am 1. und 15. |
Platz 3 | Kauf am 15. | Kauf am 1. |
In den letzten 14 Monaten kaufte man den World am 1. eines Monats, den Emerging Marktes am 15. In den nächsten 14 Monaten stehen die folgenden Szenarien zur Auswahl
- Word & EM am 1.
- World & EM am 15.
- World & EM am 1. und am 15.
- World am 1., EM am 15.
- World am 15., EM am 1.
Wer als Sieger ins Ziel geht, werden wir in 14 Monaten wissen. Was wir jetzt aber schon wissen: Es wird ein Fotofinish werden. Der Vorsprung wird nicht mehr als 0,3% betragen.
It’s the Sparrate, stupid!
7.000 € habe ich selbst eingezahlt. Den kleinen Rest hat die Börse dazu gelegt. Wieder mal hat sich gezeigt: In den ersten zehn Jahren macht die Sparrate das Depot voll, nicht die Börse.
Fazit
T. hat sich mit zwei Indizes bereits für den Weg der Einfachheit entschieden. Warum diese Klarheit durch doppelte Abrechnungen vertändeln?
Ich empfehle die Denkweise "russische Traktorentechnik": Was nicht abgerechnet wird, kann auch nicht falsch abgerechnet werden. Wer die Zahl der Abrechnungen verdoppelt, verdoppelt auch die Chance auf eine Falschabrechnung.
Papierkram minimieren!
Was ich nicht verstehe
Die ganze Branche heult rum: Die Bafin treibt die Kosten hoch, der Kunde will nix mehr zahlen. Aber jeder Online-Broker wirft - wo er nur kann - Sand ins Getriebe.
T. ist das perfekte Beispiel:
- Eigentlich will sie Kundin werden.
- Aber, es gibt da noch eine klitzekleine Frage…. Einen schlafenden Hund, den die Broker mit ihrem Feature-Wahn selbst geweckt haben.
- Der Broker zwingt T. die Büchse der Pandora zu öffnen: Wer kann meine Frage beantworten? Vielleicht der Finanzwesir? Also, mal eine Mail schreiben und das Beste hoffen.
- Was haben wir: Eine verunsicherte Kundin, die fürchtet einen fundamentalen Fehler mit ihrer Altersvorsorge zu begehen.
- Diese Kundin braucht nur einen weiteren kleinen kritischen Schubs (Abendnachrichten, Blogbeitrag) und sie bläst das Ganze ab.
Liebe Online-Broker: Ich weiß nicht, wie oft ich Euren Arsch schon gerettet habe. Es geht hier um die Altersvorsorge. Eure potentiellen Kunden müssen eine Entscheidung
- mit weitreichenden Konzequenzen (Streßfaktor eins)
- unter großer Unsicherheit treffen (Streßfaktor zwei)
und Euch fällt nichts Besseres ein, als sinnlose Alternativen anzubieten. Rechnen könnt Ihr doch. Ihr wisst, dass es für den Kunden vollkommen egal ist, ob der Sparplan am 1. oder am 15. ausgeführt wird. Ich warte noch darauf, dass ganz Clevere die Ausführung an "krummen Tagen" wie dem 3. oder dem 17. anbieten.
Damit verdient sich dann wieder ein Marketing-Lurch die Beförderung und bei mir läuft die Mailbox über.
Hat eigentlich schon mal einer von Euch einen Kurs zum Thema "Conversion-Optimierung" besucht? Gibt’s schon für 189 € bei der Volkshochschule. Das sollte sich auch ein bafin-gebeutelter Online-Broker leisten können.
Comdirect: Euer Gegner ist nicht Consors, Ing-Diba: Ihr kämpft nicht gegen Onvista und Flatex. Der Endlevelgegner heißt Raisin GmbH, dem Endkunden als Weltsparen ein Begriff.
Da tragen die Leute nämlich ihr Geld hin, wenn sie sich im Feature-Dschungel verirrt haben.
Sperrt Eure featurewahnsinnigen Marketing-Heinis in den Keller und lasst einen guten UX-Designer mit einer Kettensäge auf Eure Seiten los. Modell Apple, dann klappt’s auch mit der Conversion.