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Leserfrage: Wer bezahlt was in der Ehe?

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Leser R. und die Ehe

Zunächst kurzer Abriss meiner Lebenssituation:
Ich bin 34 Jahre, verheiratet und wir haben ein 9 Monate alten Jungen. Meine Frau ist derzeit in Elternzeit, will später wieder halbtags arbeiten (~24h/Woche). Ich verdiene dann etwa drei mal soviel wie sie, sobald sie in Teilzeit ist. Alle drei haben unser eigenes Depot mit jeweils einem MSCI-World & Emerging Market als Altersvorsorge. Also auch ein Depot seit kurzem für den Kleinen.
Als wir beide voll berufstätig und ohne Kind waren, haben wir gemeinsame Kosten immer 50/50 geteilt, obwohl ich bereits mehr verdient habe als sie. Seit sie in Elternzeit ist, habe ich den Kostenanteil übernommen, den sie seither weniger verdient.
Wir planen noch 1-2 weitere Kinder. Das bedeutet, dass meine Frau vermutlich in den nächsten Jahren mehrfach in Elternzeit beziehungsweise über mehrere Jahre in Teilzeit arbeiten wird. Sie wird gehaltstechnisch erst einmal auf einem kleinen Niveau bleiben. Wir beide haben zusätzlich über den Arbeitgeber ebenfalls eine berufliche Altersvorsorge, die vom Gehalt abgezogen wird. Weiter habe ich seit ein paar Jahren eine Kapitallebensversicherung mit kombinierter Berufsunfähigkeitsversicherung. (Ja, ich würde das heute so auch nicht mehr abschliessen, aber es ist eine verbliebene Altlast).

Jetzt zu den eigentlichen Fragen:

  • Wie kann in einer solchen Konstellation ein faires Budgetkonzept (Einnahmen / Ausgaben) einer Familie aussehen? Wer zahlt was, wer zahlt wie viel, wer wirft was in den gemeinsamen Pott, wer darf was für sich behalten? Mich würden auch die Kommentare, Empfehlungen und Erfahrungen der anderen Leser interessieren. Aber bitte keine theoretischen Konzepte, sondern wie man es in der Realität auch wirklich lebt.
  • Wie kann eine sinnvolle & faire Absicherung für Frau und Kind aussehen? Z.B. im Falle des Todes.
  • Macht es Sinn einen Ehevertrag aufzusetzen? Ich kenne leider einige Ehen, die wieder getrennt wurden. Insbesondere bei finanziellem Ausgleich und Kinderfürsorge gab es idR sehr viel böses Blut. Vermutlich haben diese Paare viele Dinge nie geregelt oder besprochen. In einem solchen mir bekannten, gerichtlichen Scheidungsfall ist mehr oder weniger das ganze Familienvermögen vernichtet worden. Welche Dinge daher machen Sinn, in guten Zeiten geregelt zu haben? Muss das ein Ehevertrag sein oder geht das auch (juristisch belastbar) auf eine andere Weise?
  • Was sind aus deiner Sicht, die wichtigsten Eckpunkte einer auf Dauer gut funktionierender Ehe und Familie?

Keine klassischen "welchen ETF soll ich nehmen"-Fragen, ich weiss. Aber aus meiner Sicht, sind diese Fragen (zumindest für mich) auch finanziell nachhaltiger als der nicht optimale ETF ausgesucht zu haben.

Der Finanzwesir antwortet

Bevor wir uns in dieses Minenfeld wagen, einige Vorbemerkungen.

Erstens

"Keine klassischen "welchen ETF soll ich nehmen"-Fragen, ich weiß. Aber aus meiner Sicht, sind diese Fragen (zumindest für mich) auch finanziell nachhaltiger als der nicht optimale ETF ausgesucht zu haben."

Damit hat Leser R. recht. Das sehe ich ganz genau so.

Zweitens

Während ich sonst meine Meinung gerne apodiktisch als amtliches Endergebnis präsentiere: "Mit einem breit diversifizierten ETF-Depot macht man nichts falsch!", ist dieser Fall komplexer und vor allem subjektiver.
Nehmen wir nur den Punkt "Scheidung". Die Ehen von Eltern und Schwiegereltern haben schon lange Goldstatus. Meine eigene Ehe wird demnächst versilbert. Auch im Verwandten- und Bekanntenkreis bleibt man zusammen oder trennt sich kinder- und geräuschlos. Blutige Rosenkriege mit herausgerissenen Herzen? Fehlanzeige.
Was können Sie von einem Mann mit dieser Lebenserfahrung schon erwarten außer einem missmutigen: "Dann reißt euch halt zusammen, das Leben ist kein Ponyhof!". Das ist sehr subjektiv und nicht besonders hilfreich.
Das wird einer der Artikel, bei denen ich einige ketzerische Gedanken aufschreibe und dann müssen Leser R. und ich hoffen, das die Geschichte über die Kommentare rund wird. Also: Lesen und dann kommentieren, sonst wird das hier nichts.

Die Analyse

Wir haben es hier mit einer sehr klassischen Ehe mit der typischen Aufgabenverteilung zu tun. Er ist der Familienernährer, sie kümmert sich um Haus und Familie. Bei drei Kindern hat sie damit auch genug zu tun. R. muss der Familienernährer sein, denn seine Frau kann das nicht leisten und wird es auch nie können. Bei drei Kindern wird sie erst mit Anfang, Mitte 40 wieder ins Berufsleben einsteigen können. Dann sind die Karrieren aber gemacht. Mehr als eine solide Halbzeitstelle ist dann nicht mehr drin.
Wenn R.s Frau eine Ausbildung Pharmazeutisch-technische Assistenten oder eine Ausbildung als Bürokauffrau hat (also Berufe, bei denen man am Ort immer wieder neue Stellen findet) kann sie dann ab Mitte Vierzig auch Vollzeit arbeiten. Aber mit einem Ausbildungsberuf wird sie nie in R.s Gehaltsregionen vordringen.
Damit ist die Rollenverteilung zementiert.

R. fragt

"Wie kann in einer solchen Konstellation ein faires Budgetkonzept (Einnahmen / Ausgaben) einer Familie aussehen?"

Es gibt mehrere Konzepte

Das Eheversprechen ernst nehmen

Als verheirateter Mann hat R. ein Eheversprechen abgegeben, das so oder so ähnlich lautet:

"Ich, R. nehme dich an als meine Frau. Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens."

Das bedeutet: Beide geben einen guten Teil des "Ich" für ein neues "Wir" auf. Beim Poker heißt das All-in. Kein "wer zahlt was", sondern: Er schleppt das Geld ran und sie verwaltet es umsichtig.
Er akzeptiert den Mühlstein "Familienernäher" und sie vertraut darauf, dass er alles unternimmt um seine Familie zu beschützen und zu ernähren. Er vertraut im Gegenzug darauf, dass sie das gemeinsame Geld umsichtig verwaltet und es nicht bei IKEA im Untergeschoss für Staubfänger raushaut.
Was die Konten angeht gilt: "Mi casa es su casa." Die Familie ist eine Einheit, die zusammenhält. Da wird nicht aufgerechnet.

Das Problem: Die Scheidungsstatistik liest diesen Abschnitt und schüttelt ihr Haupt über so viel Naivität.

Merkantilisierung

Wir leben in einer Welt, in der die Ökonomisierung durch jede Ritze kriecht. Für R.s Frau bedeutet das: Haushalt, Kinder, alles schön und gut und sicher auch Arbeit. Aber solange kein Preisschild dranhängt, ist es keine Leistung. Erst wenn’s Geld kostet, ist es was wert.
Also machen wir R.s Frau wertvoll. Wie fangen wir das am besten an? Wir prüfen die marktgängigen Preise für putzen, waschen, Kinderbetreuung. Wochenend- und Nachtarbeit selbstverständlich nur gegen die entsprechenden Aufschläge.
Das Kind hat Kolik und kotzt die ganze Nacht. Etwas Besseres kann Frau R. nicht passieren, denn wenn R. dann in seinen Geldbeutel sieht, kotzt er gleich auch. Wir haben also die folgenden Einkommensströme

  1. R.: Sein Gehalt geht auf sein Gehaltskonto.
  2. Frau R.: Ihr Gehalt (wenn Sie Teilzeit arbeitet), das Geld, dass sie als Hausfrau verdient (Rechnung geht an R.). Beide Zahlungen gehen auf ihr Konto.

Ausgaben

  1. Familienausgaben, diese werden hälftig geteilt und von beiden bezahlt. Dieses Geld geht auf ein gemeinsames Konto auf das beide Zugriff haben.
  2. Altersvorsorge: Das regelt jeder in Eigenregie.

Der große Vorteil dieser Lösung: Sie ist zeitgemäß. Das heutige Scheidungs- und Unterhaltsrecht sieht vor: Die Frau gehört nicht ins Haus, sondern auf den Arbeitsmarkt. Kein füreinander einstehen, sondern ein Business-Deal zwischen zwei Geschäftspartnern.
Das Problem mit dieser Sichtweise: Es gibt Dinge, die ihren Wert verlieren, wenn man ein Preisschild drauf pappt. Wie weit wollen wir gehen? Was wollen wir bepreisen? Hören wir bei putzen, waschen, Kinder versorgen, Elternabende besuchen auf oder gibt es auch einen Sextarif?
Wo ziehen wir die Linie? Ab wann kommt alles ins Rutschen und wird nur noch guselig? Und immer daran denken: Ein Gedanke ist nur dann bedeutsam, wenn man sich nicht traut, ihn konsequent zu Ende zu denken.

Soll sie doch froh sein

Sie macht was mit Medien oder Pferden, hat Goldschmiedin gelernt oder Kulturwissenschaft studiert. Halt eine dieser brotlosen Künste, denen junge Frauen so gerne verfallen. Nun hat sie einen Versorger gefunden, der sie durchfüttert. Was besseres kann ihr doch nicht passieren. Soll sie glücklich sein und die Klappe halten.
Ich als Vater dreier Töchter sorge dafür, dass dieses Szenario für meine Mädchen nie gelten wird.

Was nun?

Jedes Paar muss selbst sehen, wo es sich in diesem Dreieck verortet. Früher war es einfach. Mein Vater war Schuster, ich werde Schuster und dann heirate ich und meine Frau wird nicht die Schusterin, sondern die Frau des Schusters.
Man mag diese Welt eng nennen und langweilig. Aber sie hatte einen großen Vorteil: Man musste weniger verhandeln. In unserer pluralistischen Gesellschaft gibt es viele - legitime - Lebensentwürfe. Heutzutage verschwimmen die Rollenmodelle und jedes Paar muss für sich aushandeln, wie es in der Ehe laufen soll.

Dabei ist - analog zum Investieren - eine Grundsatzentscheidung zu treffen: Stockpicking oder Diversifikation.

Stockpicking, die klassische Konstellation: Er verdient deutlich mehr als sie und wird deshalb Familienernährer. Hoffen wir, dass er die nächste Google-Aktie wird und nicht als Pennystock endet.

Diversifikation: Beide verdienen in etwa gleich viel. Sie teilen sich die Elternzeit. Damit ist für beide die große Karriere vorbei, sie versanden irgendwo im Mittelbau. Dafür sind beide aber im Job nicht erpressbar, den jeder hält dem anderen den Rücken frei. Im Job würde man das eine Seilschaft nennen.

Das ist eine Lebensstil-Entscheidung.
Wie definiere ich mich als Mann, wie sehe ich meine Rolle als Frau? Wie wollen wir als Paar das Leben zwischen uns aufteilen? Muss ich als Mann mit Selbstachtung die Familie ernähren oder kann ich noch in den Spiegel sehen, wenn ich sage: "Hauptsache ich bin gesund und die Frau hat Arbeit?"
Und als Frau: Ertrage ich es überhaupt, wenn ich sehe, wie der Kerl den Geschirrspüler einräumt? Im Beruf: Schmeiße ich mich in die Schlacht und sage laut und deutlich: "Die Abteilungsleitung gehört mir." oder bin ich eigentlich ganz zufrieden mit meiner Teilzeit-Sachbearbeiterposition? Hauptsache die Kollegen sind nett.

Ebenfalls zu bedenken: Man heiratet nicht nur den Partner.
Wissen wir Finanzwesir, die bucklige Verwandtschaft gibt’s gratis dazu.
Nee, die Schwiegermama, die alles besser weiß und den lästigen Bruder des Bräutigams meine ich nicht. Die muss man halt ab und zu ertragen. Ich meine Vater Staat, der sich ungefragt an den Hochzeitstisch setzt und seine 10.000 Gesetze mitbringt.
Die Ehe im Wandel der Zeit. Früher hieß es: "Einmal Chefarztgattin, immer Chefarztgattin". Heute ist die Versorgungsehe tot. Es gilt:

"Grundsätzlich ist ein Ehegatte gehalten, seinen Unterhaltsbedarf selbst zu bestreiten. Verfügt er nicht über ausreichende anderweitige Einkünfte, so muss er sich eine Arbeitsstelle suchen. "

Es gibt Kinder?

"Ab dem dritten Geburtstag des (jüngsten) Kindes ist er aber grundsätzlich zu einer Vollzeit-Tätigkeit verpflichtet. Allerdings nur, soweit dies die Kinderbetreuung zulässt. Gibt es eine Möglichkeit, das Kind ganztägig betreuen zu lassen (z.B. Ganztagskindergarten), so muss der Unterhaltsberechtigte diese Möglichkeit wahrnehmen."

Diese Änderungen der politischen Rahmenbedingungen müssen natürlich mitbedacht werden, denn sie stecken den Rahmen ab, in dem sich das Paar bewegen kann.

Die konkreten Fragen

Wie kann in einer solchen Konstellation ein faires Budgetkonzept (Einnahmen / Ausgaben) einer Familie aussehen?

Es gibt kein faires Konzept, sondern nur ein individuelles Konzept, dass beide Partner aushandeln müssen. Das kann gerne auch aufgeschrieben werden. Alle zehn Jahre wird es dann hervorgezogen und aktualisiert.

Wie kann eine sinnvolle & faire Absicherung für Frau und Kind aussehen? Z.B. im Falle des Todes.

Eine entsprechende Lebensversicherung, die im Todesfalle des Familienernährers einspringt. Diese sollte ausreichend bemessen sein. Das ist aber in meinen Augen nicht das Problem. Erstens ist es recht einfach festzustellen, ob jemand tot ist und zweitens verursachen Tote nur noch Beerdigungskosten. Problematisch ist der Fall: Der Familienernährer lebt, ist aber schwer behindert. Dann kann er die Familie nicht mehr ernähren und verursacht zusätzlich einen Haufen Kosten. Klingt zynisch, sollte aber abgesichert werden.
Diversifizierer haben hier einen Vorteil. Sie können einen Teil der Versicherungskosten einsparen und diese in den Aufbau des gemeinsamen Vermögens stecken.

Ehevertrag

  1. Macht es Sinn einen Ehevertrag aufzusetzen? Kommt drauf an, wie beide ticken. Kein Anwalt, ein Anwalt für beide, jeder seinen eignen Anwalt? Anwälte neigen dazu den schwarzen Schwan an die Wand zu malen. Wundern Sie sich also nicht, wenn das Aushandeln des Ehevertrags die Beziehung beendet.

  2. Welche Dinge daher machen Sinn, in guten Zeiten geregelt zu haben? Alles. Weder die Haager Landkriegsordnung noch die Genfer Konvention sind auf Rosenkriege anwendbar. Von den Kindern, über die Immobilie bis hin zu Aktien: Für jede Assetklasse muss eine Regelung her. Wenn man so etwas anfängt, bringt man es auch sauber zu Ende. Sonst steht man im Krisenfall doch mit leeren Händen da.

  3. Muss das ein Ehevertrag sein oder geht das auch (juristisch belastbar) auf eine andere Weise? Keine Ahnung. Das ist Anwaltsterritorium. Es würde mich nicht wundern, wenn es da bestimmte Formerfordernisse gibt, die eingehalten werden müssen, weil der Deal sonst aus formalen Gründen null und nichtig ist. Aber im Neuland finden Sie bestimmt etwas dazu.

Was sind aus deiner Sicht, die wichtigsten Eckpunkte einer auf Dauer gut funktionierender Ehe und Familie?

Für eine Beziehung gibt es die beiden Pole: "Gleich und gleich gesellt sich gern" und "Gegensätze ziehen sich an". Meiner Erfahrung nach gilt

  • "Gleich und gleich gesellt sich gern" für die fundamentalen Werte und die grundsätzliche Einstellung zum Leben.
  • "Gegensätze ziehen sich an" für den Rest. Sonst wird es zu langweilig bis "das der Tod euch scheidet".

Ansonsten gilt: "Nicht geschimpft ist gelobt genug" reicht auf Dauer nicht. Er kann gerne mal ein Blümchen mitbringen (Profi-Tipp: Tulpen, Hyazinthen und andere Frühlingsblüher gibt’s jetzt preiswert an der Kasse beim örtlichen Einzelhandel) und sie kann ihm ab und zu mal wieder das sagen, was sie in den Anfangstagen der Beziehung so schön fand (seine Charme, der sie zum Lachen brachte, seine Muskeln, seine Fähigkeiten tropfende Wasserhähne zu bändigen, was immer es auch war).

Fazit

Augen auf bei der Partnerwahl!
Bei R. und seiner Partnerin steht der Stresstest noch aus. Die Dekade zwischen 30 und 40 heißt nicht umsonst Rush-Hour des Lebens. Kinder bekommen, Haus bauen, im Job voll durchstarten und dabei natürlich immer sexy aussehen! Da sag ich nur: Gepriesen seien die 50ger.
Mein persönlicher Ratschlag an R.: Sie sind auf dem richtigen Weg. Kann der Kleine nicht mal ein Wochenende zu Oma und Opa? Dann schnappen Sie sich die beste Ehefrau von allen und verziehen sich in ein nettes Wellness-Ressort und besprechen diese Dinge ohne Zeitdruck und in einer fremden Umgebung. Zu Hause ist nicht so gut, denn da kann man immer um den heißen Brei herumschleichen und die Wohnung putzend prokrastinieren.

Masterfazit

Die Ehe ist ein ziemlich heroisches Unterfangen, von dem man - wie von allen heroischen Unternehmungen der Menschheit - aus versicherungstechnischen Gründen unbedingt abraten sollte. Aber wenn’s denn klappt, ist es der Volltreffer im Leben.

Nachtrag

Erste Erkenntnis: Leser R. hat recht. Dieses Thema bewegt mehr als die Frage: "Soll der ETF auf den MSCI World von iShares oder von Lyxor geliefert werden?"

Zweite Erkenntnis: Die gelebten Modelle sind so vielfältig wie das Leben. Es gibt klassische Er-verdient-sie-zuhause-Ehen und 50/50-Ehen bei denen beide auf Karriere verzichten und sich um die Familie zu kümmern.

Zum Thema Ehevertrag: Die, die glücklich zusammenleben denken keinen zu brauchen, beziehungsweise glauben an die Kraft des Papiers, wenn sie vor der Ehe einen aufsetzen wollen. Die, sie schon eine Scheidung hinter sich haben, sehen das deutlich skeptischer.

Meine Meinung: Ich bin Pro-Ehevertrag, aber nicht im juristischen Sinne, sondern als Aktion Spickzettel. Verträge sind meiner Meinung sowieso nur dazu da gebrochen zu werden. Entweder es geht mit dem hanseatischen Handschlag oder gar nicht. Wenn der Geist nicht willig ist, richtet das Papier gar nichts aus.
Wozu dann überhaupt einen Ehevertrag?
Nun, sozusagen als Spickzettel. Kennt man ja von der Klausur: Mach Dir einen guten Spickzettel und Du wirst ihn höchstwahrscheinlich kaum brauchen. Genau das soll ein Ehevertrag leisten: Man spricht vor der Ehe über finanzielle Themen und die gemeinsame Lebensplanung.
Wenn man sich dabei so zerstreitet, dass die Hochzeit abgesagt wird, ist man für kleines Geld davongekommen (fail early, fail cheap).
Meiner Meinung nach ist nicht die Asymmetrie "A verdient, B zu Hause" kritisch, sondern die Asymmetrie "A sind finanzielle Themen wichtig, B delegiert". Diese Asymmetrie zerrt ein Ehevertrag schmerzlich ans Licht.


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