Ich würde gerne den finanzglücklichen Nico bestehlen und ihm das Format der Freitagsfrage klauen. Leserin J. hat mir diese Mail geschrieben
Kurzportrait - Finanzen einer Ehe
- Vor der Eheschließung: Haus gekauft 50/50. Sie bezahlt, er finanziert.
- Er selbständig, ich bei ihm angestellt.
- Mein Gehalt findet Verwendung als Haushaltsgeld und ich trage meine Kosten, PKW, Versicherungen, etc.
- Er bezahlt alle anderen NK (Haus BK , Telefon, etc.)
So sind die ersten 10 Jahre. Normale Sache" alles gut. Dann die Heirat.
Kurz danach Umsatzeinbrüche, meinen Job muss er kündigen.
Einkommen? Es reicht nicht mehr. Mache mich mit 65 noch für zwei Jahre selbstständig, ist aber schwer…
Mein angelegtes Geld wird zum Lebensunterhalt, für die Firma und die Tilgung seiner Hypothek gebraucht. So ist nach weiteren 10 Jahren ist mein voreheliches kleines Vermögen um € 250.000.- geschmolzen.
Ja, ich bringe mich ein. Das ist Ehe, aber es wird eng. Der Sohn kauft nun einen Teil des Hauses zur Kapitalbeschaffung.
Jetzt die eigentliche Frage.
Ich möchte mit dem Verkauf bei der neuen Grundbucheintragung die Gewichtung ändern.
- Bisher: 50/50
- Neu: Sohn 25%, Gatte 25%, 50% behalte ich wie bisher. Darin liegt für mich ein gewisser Ausgleich. Mein Gatte möchte die bei uns verbleibenden 75% wieder mit mir teilen. Das hieße ich bringe nochmals viel ein. Er hat keine Vorsorge und winzige Rente. Meine Rente ersetzt de facto mein früheres Nettogehalt.
Komme gedanklich auf keinen grünen Zweig.
Ja, man ist immer für den andern da, habe ich bereits bewiesen. Ein Einbringen durch Anteilsverzicht vom Gatten wäre doch nur fair,
oder sehe ich das falsch.
Danke für mögliche Gedanken anderer Menschen.
Villeicht sollte ich noch hinzufügen: Mein erster Mann hat mein elterliches Erbe verbraten. Ich war auf null und kam durch unvorhergesehene Rückübertragen wieder auf die Beine.
Der Finanzwesir antwortet
Gunter Dueck sagt zwar: "Schwarmdumm: So blöd sind wir nur gemeinsam", aber vielleicht schaffen wir ja die Ausnahme. Um einen wirklich guten Rat zu geben, kennen wir J. zu wenig. Aber wenn jeder eine Facette beiträgt, bekommt J. vielleicht einige Anstöße und kann sich aus den von der Community angebotenen Legosteinen einen Ausweg bauen.
Fangen wir mit Einstein an:
">Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert."
Der erste Mann hat J. ruiniert. Schicksal und Karma haben sich angesehen und gesagt:" Ok, dann im Zweifel für die Angeklagte. Lass mal alles wieder in den Originalzustand versetzen".
Was macht J.? Holt sich den zweiten Kerl ran, der sie wieder ruiniert.
Schicksal und Karma schütteln nur den Kopf. Ihnen sind die Hände gebunden, das ist jetzt ein Job für Kali, die Schwarze.
Die Frage ist. Wie ist J.s Mann gestrickt? Es gibt zwei Typen von Menschen
- Die Krieger. Sie übernehmen Verantwortung, kämpfen und versuchen sich selbst aus einer miesen Situation zu befreien.
- Die Lappen. Sie jammern und versuchen solange es geht huckepack zu reiten. Solange der Lappen noch einen Cent wittert, den ein anderer für ihn ausgeben kann, wird er Psychoterror ausüben, um an diesen Cent heranzukommen.
Leserin J. schreibt
"Vor der Eheschließung: Haus gekauft 50/50. Sie bezahlt, er finanziert. So sind die ersten 10 Jahre. Normale Sache" alles gut. Dann die Heirat."
Nix gut. An dieser Stelle ist die Sache in die Grütze gegangen.
Sie bezahlt, er finanziert.
Das war der Genickbruch. Wer erinnert sich noch an die Heiratsanzeigen der Partnervermittlerin Claudia Püschel-Knies in der Zeit? Das war so in den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Ich habe die damals als Student meiner Freundin vorgelesen und ihr tolle Männer vorgeschlagen.
Daraus wurde aber nichts, weil die kluge Frau verstand was der Satz "aus paritätischen Gründen gerne mit eigenem finanziellen Hintergrund" bedeutet.
Genau das fehlt in dieser Ehe. Sie ist nicht paritätisch. Eigentlich ein klarer Fall für einen Ehevertrag. Deshalb habe ich in meinen Eheartikel immer geschrieben: Vor die Heirat haben die Götter die Due Diligence gesetzt.
- Wie ist es um die merkantilen Qualitäten des Partners bestellt? Welches Einkommenspotential besteht?
- Welche Burnrate hält er oder sie für angemessen?
- Wie steht der Partner grundsätzlich zum Thema Geld & Vermögen?
- Schmutzig und eklig
- Nötig wie Benzin im Tank
- Mein Schatzzz
Was nun?
Meiner Meinung nach muss hier ein Profi ran. Eheberatung, Psychologie, so etwas in der Richtung. J. hat kein finanzielles Problem, sondern ein menschliches. Wird die Ehe Bestand haben, wenn Sie Schluss macht mit der Appeasement-Politik?
Das ist die klassische griechische Tragödie aus dem Deutschunterricht. Egal ob sich der Protagonist für A oder für B entscheidet - gut ausgehen tut es nie für ihn.
Ich kann keinen Rat geben, wie J. jetzt weitermachen soll. Für eine Ferndiagnose ist die Situation zu komplex. Meine Hilfe ist J.s Wunsch zu entsprechen
"Danke für mögliche Gedanken anderer Menschen."
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