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Höret nicht auf die Finanz-Onanisten!

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Exemplarische Leserfragen

Leserin A.

Ich möchte gerne anfangen, zwei ETFs zu besparen (MSCI World & MSCI EM, ganz klassisch) mit irgendwas um die 500 €. Einfach zum Einsteigen und um mal meine psychologische Verfassung in der Praxis zu testen.
Jetzt frage ich mich aber immer noch, was ich da genau kaufen soll. Wie finde ich den "besten" ETF für meinen gewählten Index? Gibt ja doch viele. Ich würde gerne einfach anfangen, aber im Moment sind da immer noch zu viele Fragezeichen in meinem Kopf.

Leser T.

Kannst Du mir bitte kurz einige sinnvolle/mögliche MSCI World ETFs mitgeben, da bei JustETF sehr viele selektiert werden und ich den Überblick verloren habe.

via Twitter

@jurabilis Welchen ETF auf den MSCI Small Cap würdest du empfehlen?

Leser M.

ich werde dieses Jahr 50 Jahre alt und habe durch meine nun fast erwachsenen Kindern und meiner neuen Lebenspartnerin erstmals Gelegenheit,Geld anzulegen. Daher habe ich mich entschlossen monatlich 200 Euro zu investieren. Ich möchte gerne mit ETFs beginnen.
Ausgesucht habe ich einen Aktions-ETF MSCI-Ishare . Aber jetzt glaube ich, dass ein ETF wohl doch nicht besonders ausgeklügelt ist - beziehungsweise nicht ausreicht - um vor meiner Pensionierung noch ein kleines Polster aufzubauen.
Wie sollte ich deiner Meinung nach vorgehen?
Wenn man nur im Schichtdienst ackert hat man irgendwie keine Zeit,oder Lust sich damit zu beschäftigen. Könntest du mir bitte behilflich sein?

Der Finanzwesir antwortet

Vier Fragen, ein Thema: Wie finde ich den richtigen ETF? Das ist eine der höchsten Hürden, die ein angehender Anleger überspringen muss. Würde ich alle Welcher-ETF-Mails ausdrucken, wäre Hamburg zentimeterhoch mit Papier bedeckt.
Die gute Nachricht: Es ist egal. Zumindest wenn es um die Performance geht. Sie müssen nur zwei Entscheidungen fällen

  1. Thesaurierer oder Ausschütter
  2. Swapper oder Replizierer

Ihr Entscheidungskriterium: Al gusto. Ich habe mittlerweile so viele gute Argumente für alle vier Positionen gehört, dass ich guten Gewissens sagen kann: Das ist ungefähr so wichtig wie die Augenfarbe beim Verlieben. Klar, man hat bestimmte Vorstellungen. Blau wäre schön. Aber wenn das Gesamtpaket stimmt, nimmt man auch braun.
Oder man grübelt rum, ob nicht grün auch ganz schön wäre und bleibt Single.

Vollkommen unwichtig ist dagegen das Starren auf die Kosten. Warum werden wir gleich sehen.

Kurzer Exkurs

Diesen Artikel hätte ich vor 2018 nicht geschrieben. Er basiert auf dem ganzen Elend, dass ich den letzten viereinhalb Jahren gesehen und gehört habe. Ich habe vor einiger Zeit eine Umfrage unter meinen Lesern gemacht. Eine Erkenntnis: Es gibt eine signifikante Minderheit, die bis zu sechs Monaten braucht bis die Assetallokation steht und dann noch einmal sechs Monaten nach den ETFs ihres Vertrauens sucht.
Je nach Rechnung vergehen acht bis zwölf Monate bis zum ersten Kauf. Knackpunkt immer wieder: Der richtige ETF. Wird der nicht gefunden, wird das ganze Projekt abgeblasen.
Deshalb reagiere ich mittlerweile sehr ungehalten auf die Snake-Oil-Verkäufer der Finanzindustrie und die Excel-Onanisten aus dem Elfenbeinturm, die mit ihren Zwei-Nachkomma-Stellen-Listen von A1 bis Z500 nur Verwirrung stiften.
Das Problem mit den Elfenbeintürmen: Sie werden nicht mit Panoramafenstern ausgeliefert. Wer aus Schießscharten lugt, tut sich schwer das ganze Schlachtfeld zu überblicken. Diese Jungs liefern Kennzahlen von Alpha bis Omega, aber alle ohne Belang. Das sind die Typen, die Dich mit Ihren Fachkenntnissen in Grund und Boden argumentieren, dabei aber nur verbrannte Erde hinterlassen weil man dann so viele Wenns und Abers im Kopf hat, das man das mit dem Anlegen erst mal lässt.
Für mich gilt mittlerweile die Via Negativa. Systeme werden durch Weglassen robuster. So wie es Nassim Taleb in seinem Buch Antifragilität begründet hat.

"In der Praxis ist es das Negative, das sich die Profis, diejenigen, die von der Evolution begünstigt wurden zunutze machen. Schachgroßmeister gewinnen, indem sie nicht verlieren. Leute werden reich, indem sie nicht bankrott gehen."

In unserem Fall bedeutet das: Geht es darum den richtigen ETF zu finden oder reicht es überhaupt einen ETF auszuwählen? Was zählt wirklich?
Fangen wir mit dem Marktführer an.

MSCI World

Die Langläufer (2006 - 2018)

Anbieter WKN Mittel- verwendung Replikation Größe (Mill. €) TER Start Rendite 19.12.2006 - 28.5.2018 aus 10.000 € werden
iShares A0HGV0 ausschüttend optimiertes Sampling 4.602 0,50% 28.10.05 101,46% 20.146 €
Lyxor LYX0AG ausschüttend Swap 1.664 0,30% 26.04.06 101,48% 20.148 €
Xtrackers DBX1MW thesaurierend Swap 2.724 0,45% 19.12.06 101,47% 20.147 €

ETF MSCI World Vergleich
Quelle
Auch nach 4.178 Tagen: Zwischen die drei Performance-Kurven passt kein Blatt Papier. TER egal. Die drei ETFs gehen im Gleichschritt in die Subprime-Hölle und steigen gemeinsam als Phoenix aus der Asche auf.

Mehr ETFs, kürzere Laufzeit

Anbieter WKN Mittel- verwendung Replikation Größe (Mill. €) TER Start Rendite 22.7.2014 - 28.5.2018
iShares A0HGV0 ausschüttend optimiertes Sampling 4.602 0,50% 28.10.05 49,93%
Lyxor LYX0AG ausschüttend Swap 1.664 0,30% 26.04.06 50,54%
Xtrackers DBX1MW thesaurierend Swap 2.724 0,45% 19.12.06 50,50%
UBS A0NCFR ausschüttend vollständige Replikation 1.056 0,30% 25.06.08 49,12%
ComStage ETF110 Ausschüttend Swap 1.396 0,20% 27.11.08 50,68%
Source A0RGCS thesaurierend Swap 623 0,19% 02.04.09 50,15%
iShares Core A0RPWH thesaurierend optimiertes Sampling 12.191 0,20% 25.09.09 51,33%
HSBC A1C9KK Ausschüttend optimiertes Sampling 521 0,15% 08.12.10 48,96%
Xtrackers A1XB5U Thesaurierend optimiertes Sampling 2.702 0,19% 22.07.14 50,54%

ETF MSCI World Vergleich
Quelle
Knapp 4 Jahre: Minimale Performance-Unterschiede. An der TER kann es nicht liegen. Die HSBC nimmt nur 0,15%, performt aber schlechter als iShares mit seinen 0,5%.

Was wäre aus 10.000 € geworden?

Anbieter WKN TER Rendite aus 10.000 € werden Delta Deta proz.
iShares Core A0RPWH 0,20% 51,33% 15.133 € - -
ComStage ETF110 0,20% 50,68% 15.068 € -65 € -0,43%
Lyxor LYX0AG 0,30 50,54% 15.054 € -79 € -0,52%
Xtrackers A1XB5U 0,19% 50,54% 15.054 € -79 € -0,52%
Xtrackers DBX1MW 0,45% 50,50% 15.050 € -83 € -0,55%
Source A0RGCS 0,19% 50,15% 15.015 € -118 € -0,78%
iShares A0HGV0 0,50% 49,93% 14.993 € -140 € -0,93%
UBS A0NCFR 0,30% 49,12% 14.912 € -221 € -1,46%
HSBC A1C9KK 0,15% 48,96% 14.896 € -237 € -1,57%

Also alles in den iShares Core?
Hm, schauen wir mal.

Anbieter WKN Rendite 22.7.2014 - 28.5.2018 Rendite 19.12.2006 - 28.5.2018
iShares A0HGV0 49,93% 101,46%
Lyxor LYX0AG 50,54% 101,48%
Xtrackers DBX1MW 50,50% 101,47%

Bei hinreichend langer Haltedauer nähern sich die Renditen an. Der iShares hat aufgeholt.
Warum ist das so? Weil hier Mächte wirken, die größer sind als wir Privatanleger. Sie mit Ihrem Almosen-Sparplan von 500 Euro monatlich sind dem ETF so was von egal, der reagiert nur auf institutionelle Investoren.
Der iShares ist 4,602 Milliarden Euro schwer. Fünf Prozent sind 230 Millionen Euro.
Selbst beim kleinsten ETF, dem HSBC-ETF mit 521 Millionen Euro sind 5% noch 26 Millionen Euro.
Laut Extra-Magazin lag die durchschnittliche Sparplanrate im März 2018 bei 152,85 €.
Das bedeutet: 14.200 Sparpläne müssen ein Jahr lang bespart werden, um auf 5% des HSBC-Volumens zu kommen.
125.450 Sparpläne werden benötigt, um 5% des iShares-ETFs auf sich zu vereinigen. Das ist eine Großstadt wie Fürth (Definition Großstadt: Hat mehr als 100.000 Einwohner).

Das ist gut für uns. Die Instis achten wie die Luchse darauf, dass das ETF-Management frugal bleibt. Die ETFs müssen am Index kleben. Sonst sind die Profis weg.
Bedenken Sie: Die Profis handeln für 0,03% bis 0,05%. Da ist das Geld schnell abgezogen. ETFs brauchen Robos und Versicherungen wie die Allianz als Partner. Der Löwenanteil der Altersvorsorge ist nicht DIY, sondern steckt in irgendwelchen Verträgen.

Das Rennen ist offen wie wir beim MSCI World gesehen haben. Auch ein ETF, der zurückliegt kann sich wieder nach vorne arbeiten. Schlimmstenfalls hilft eine Preissenkung um wieder konkurrenzfähig zu werden. Wer "ETF Preissenkung" googelt, findet Überschriften wie

"DWS startet neue Rabattrunde bei ETFs"
Fonds professionell vom 16.4.2018

"ETF-Rabattschlacht geht weiter – Comstage mit zwei Gebührensenkungen"
Extra Magazin vom 20.4.2018

und den Hinweis, dass

"die günstigsten EuroStoxx 50 ETFs mittlerweile unter 10 Basispunkten (0,1%) liegen. Im Jahr 2010 lagen die Gebühren für diese Fonds noch bei rund 19 Basispunkten (0,19%)."
Extra Magazin vom 8. Dezember 2016

Aktuell, knapp zwei Jahre später geht dieser Trend ungebrochen weiter. Für uns Privatanleger bedeutet das: Preislich geht alles in die richtige Richtung. Die Großwetterlage ist erfreulich und die neuen mächtigen Anbieter wie Vanguard, Fidelity und Franklin Templeton, die 2017 auf den Markt drängten werden dafür sorgen, dass auf dem ETF-Markt auch weiterhin gilt: Hier sprich der Preis.
Von daher sind rückwärts gerichtete Analysen der Tracking Differenz einfach nur Fingerübungen, deren Aussagekraft für die Zukunft bezweifelt werden darf.

Emerging Markets

Auch bei den Schwellenländern das gleiche Bild.

MSCI Emerging Markets Vergleich
Quelle
Auch bei den Schwellenländern: 3.167 Tage - ein ganz enges Feld durch Dick und Dünn.

Anbieter WKN Mittel- verwendung Replikation Größe (Mill. €) TER Start Rendite 25.9.2009 - 28.5.2018
iShares A0HGWC ausschüttend optimiertes Sampling 5.116 0,75% 18.11.05 81,68%
Lyxor LYX0BX Thesaurierend Swap 1.451 0,55% 18.04.07 79,20%
Xtrackers DBX1EM Thesaurierend Swap 1.851 0,49% 22.06.07 80,17%
iShares A0RPWJ Thesaurierend Optimiertes Sampling 864 0,68% 25.09.09 81,47%
Anbieter WKN aus 10.000 € werden Delta Delta proz.
iShares A0HGWC 18.168 € - -
iShares A0RPWJ 18.147 € -21 € -0,12%
Xtrackers DBX1EM 18.017 € -151 € -0,83%
Lyxor LYX0BX 17.920 € -248 € -1,37%

Wenn ich auch ETFs mit dem Auflagedatum ab 2011 berücksichtige wird das Feld breiter, aber an der Aussage ändert sich nix. Alles Siamesische Zwillinge.

Stoxx Europe 600

Vergleich Stoxx Europe 600
Quelle
3.344 Tage: In Europa ist die Kostenquote praktisch gleich. Trotzdem gibt es kleine Abweichungen. Aber nichts Ernstes.

Anbieter WKN Mittel- verwendung Replikation Größe (Mill. €) TER Start Rendite 25.9.2009 - 28.5.2018
iShares 263530 ausschüttend Vollständige Replikation 7.059 0,20% 13.02.04 187,81%
ComStage ETF060 ausschüttend Swap 264 0,20% 03.09.08 191,61%
Xtrackers DBX1A7 thesaurierend optimiertes Sampling 1.658 0,20% 20.01.09 187,22%
Source A0RGCK Thesaurierend Swap 345 0,19% 01.04.09 184,3%
Anbieter WKN aus 10.000 € werden Delta Delta proz.
ComStage ETF060 29.161 € - -
iShares 263530 28.781 € -380 € -1,3%
Xtrackers DBX1A7 28.722 € -439 € -1,51%
Source A0RGCK 28.430 € -731 € -2,51%

MSCI Europe Stoxx 600 Europe Vergleich
Quelle
Wenn Ihnen die 8 ETFs auf den Stoxx Europe 600 zu wenig sind - es gibt noch 13 ETFs auf den MSCI Europe, die sich in der Performance kaum vom Stoxx Europe 600 unterscheiden.

S&P 500

S&P 500 Vergleich
Quelle
2.929 Tage, 7 ETFs, eine Kurve.

Anbieter WKN Mittel- verwendung Replikation Größe (Mill. €) TER Start Rendite 25.9.2009 - 28.5.2018
iShares 622391 ausschüttend Optimiertes Sampling 6.848 0,07% 15.03.02 202,29%
Lyxor LYX0FS ausschüttend Swap 2.686 0,15% 26.03.10 210,45%
Xtrackers DBX0F2 thesaurierend Swap 3.118 0,15% 26.03.10 208,9%
ComStage ETF012 ausschüttend Swap 147 0,12% 10.05.10 202,87%
HSBC A1C22M ausschüttend vollständige Replikation 2.801 0,09% 17.05.10 207,76%
iShares Core A0YEDG thesaurierend vollständige Replikation 23.131 0,07% 19.05.10 207,56%
Source A1JM6F thesaurierend Swap 2.133 0,05% 20.05.10 205,64%
Anbieter WKN aus 10.000 € werden Delta Delta proz.
Lyxor LYX0FS 31.045 € - -
Xtrackers DBX0F2 30.890 € -155 € -0,5%
HSBC A1C22M 30.776 € -269 € -0,87%
iShares Core A0YEDG 30.756 € -289 € -0,93%
Source A1JM6F 30.564 € -481 € -1,55%
ComStage ETF012 30.287 € -758 € -2,44%
iShares 622391 30.229 € -816 € -2,63%

Das Undenkbare denken

Was wäre passiert, wenn sich ein Anleger kurz vor Weihnachten 2006 gesagt hätte: "Scheiß drauf, ich verwandel’ mich in einen dartwerfenden Pavian und nehme irgendeinen World-ETF!" statt dem MRS zu verfallen.
MRS?
Das Marmeladen-Regal-Syndrom. Wer vor einem Regal mit 385 Marmeladen steht verfällt in Schockstarre und geht mit einem Glas Honig nach Hause. Oder bleibt beim Tagesgeld.

Der MRS-freie Anleger hat mindestens 20.146 €.
Was hat der MRS-geschädigte Anleger?
Tagesgeld! Und zwar knapp 12.000 €. Das ist eine grobe Abschätzung nach oben auf Basis der Daten von Tagesggeldvergleich. Ich habe immer aufgerundet und immer den Top-Zins genommen.
Kann sein, dass ein spitzer Bleistift das auf 11.600 € zusammenstreicht. Aber ich will mir nicht nachsagen lassen, ich hätte das Tagesgeld schlecht behandelt.

Schauen wir uns an, was auf Vierjahressicht passiert ist: Der Anleger hat sich vollkommen vergriffen und im Juli 2014 10.000 € in den Versager-ETF der HSBC gesteckt. Das bedeutet: Sein ETF-Vermögen beträgt 14.896 €. Tagesgeld hätte ihm 10.130 € gebracht. Aber nur mit ordentlich Hopping von Top-Zins zu Top-Zins.

Produkt Vermögen Delta Delta proz.
Bester ETF: iShares Core, A0RPWH 15.133 € - -
Schlechtester ETF: HSBC, A1C9KK 14.896 € -237 € - 1,57%
Tagesgeld 10.130 € -4.766 € -32,0%

Das Delta HSBC-ETF zu Tagesgeld ist das zwanzigfache der Differenz zwischen dem besten und dem schlechtesten ETF.

Auch für den S&P 500 - der die größte Differenz aufweist - gilt: Lieber "nur" 30.229 € mit dem iShares-ETF einfahren und auf 816 € verzichten, als 10.800 € fürs Tagesgeld bekommen.
Vollends absurd wird es, wenn Menschen herum heulen, die bis vor kurzem komplett auf Tagesgeld waren und jahre-, wenn nicht jahrzehntelang brav in Riester, Rürup und Kapitallebensversicherungen eingezahlt haben.
Bis eben noch waren Weichkosten von 5 bis 7 Prozent nicht der Rede wert und jetzt ist es unerträglich, un-er-träg-lich!!, wenn statt 31.000 € nur 30.200 € in der Kasse klingeln?

Die Chance den schlechtesten ETF zu erwischen

  • Es gibt 15 ETFs auf den MSCI World. Die Chance beim Dartwurf den schlechtesten zu erwischen liegt bei 1 zu 15 = 6,7%
  • 13 ETFs auf den MSCI EM, Chance von 1 zu 13 = 7,7%
  • 8 ETFs auf den Stoxx Europe 600, Chance 1 zu 8 = 12,5%
  • 13 ETFs auf den MSCI Europe = 7,7 % (Kombi Stoxx Europe 600 & MSCI Europe: 4,8%)
  • 14 ETFs auf den S&P 500, Chance 1 zu 14 = 7,1%
  • 2 Small-Caps-ETF, Chance auf Fehlgriff = 50%
  • 4 ACWI-ETFs Chance auf Fehlgriff = 25%

Die Chance bei einer Kombi World/EM zweimal den schlechtesten ETF zu erwischen:
6,7% * 7,7% = 0,52%
Sie müssen rund 200 ETF-Sparpläne aufsetzen um statistisch einen Doppelloser dabei zu haben.

Die Triple-Fail-Chance der Kombi: World/EM/Stoxx600 beziehungsweise MSCI Europe liegt bei
6,7% * 7,7% * 4,8% = 0,02%

Was lernen wir? Wenn Sie den Tanz ums goldene Kostenkalb verweigern und statt dessen in den Pavianmodus wechseln gibt es eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass Sie ein paar Taler auf dem Tisch zurücklassen.

Und dafür das ganze Geschrei? Daher rührt meine Excel-Unwilligkeit. Da werden Monster erschaffen, die den Anfänger zu Tode erschrecken, aber der Profi sagt nur: Sitz! Platz! und das Vieh kuscht ins Körbchen.

Antworten auf die Leserfragen

Leserin A. will den besten ETF finden. Das ist nicht nötig. Alle ETFs auf den MSCI World und den MSCI Emerging Markets sind gut und erfüllen den Zweck

"mal meine psychologische Verfassung in der Praxis zu testen."

Leser T. bittet um sinnvolle / mögliche MSCI-World-ETFs, da er bei den Überblick verloren hat. Für Ihn gilt das Gleiche, wie für Leserin A: Mit einem ETF auf den MSCI World macht man nichts falsch.

Jurabilis will einen Empfehlung für einen ETF auf den MSCI Small Cap. Es gibt genau zwei ETFs, die den MSCI World Small Cap Indizesdex abbilden. Einen von iShares und einen von SPDR und - wer hätte das gedacht - die nehmen sich nichts in der Performance. Beide thesaurieren und nutzen optimiertes Sampling. Leider ist der iShares-ETF kein Aktienfonds im Sinne des Investmentsteuergesetzes und erhält deshalb keine steuerliche Teilfreistellung von 30%. Das macht den SPDR zum Nachsteuer-Renditesieger.

Leser M. hat die Befürchtung, dass ein ETF nicht ausreicht um vor der Pensionierung noch ein kleines Polster aufzubauen. Wenn Leser M. mit 63 in Rente geht, hat er noch 13 Jahre Zeit sich finanziell aufzupolstern. Und ein ETF reicht. Entweder einer auf den MSCI World oder den MSCI ACWI. Beim ACWI sieht es ähnlich aus, wie bei den anderen Indizes. Ja, es gibt Performance-Unterschiede und nein, sie sind nicht groß, dass M. noch eine Schicht nach der Schicht einlegen sollte, um die Unterschiede zu analysieren. Wenn es ihm als Privatanleger nicht darum geht reich zu werden, sondern darum nicht arm zu sterben, dann wird jeder ETF diesen Job erledigen. Wenn die Börse mitspielt. M.s größtes Risiko ist es nicht einen schlechten ETF zu erwischen, sondern ewig Herumzugrübeln und dann doch nichts zu tun. Ein Fünfzigjähriger hat nicht mehr viel Grübelzeit.

Fazit

Um noch einmal auf Taleb zurückzukommen: Ich versuche nicht zu gewinnen, sondern konzentriere mich darauf nicht zu verlieren. Verloren habe ich, wenn ich nicht vom Tagesgeld wegkomme. Also ist alles was mich daran hindert böse und muss aus dem Weg geräumt werden.
Diese ganzen Kostentabellen und TD-Berechnungen, die man in Internet findet sind nichts weiter als das wirre Gestammel von Finanz-Onanisten im Elfenbeinturm. Mit zu viel Zeit!
Diese Kostentabellen sind moralisch genau so verwerflich wie die Nebelkerzen des Finanzestablishments, denn sie gaukeln eine Kompliziertheit vor, die nicht existiert. Und diese angenommene Kompliziertheit hält die Menschen vom Anlegen ab.

Ihr Leben
Nur um das ETF-Gemurkse einmal in einen Kontext zu stellen: Die Auswahl eines ETFs steht in Ihrem Leben auf der Wichtigkeitsstufe 5. Wie viel Blut, Schweiß und Tränen wollen Sie auf die Details Ihres Lebens verwenden?
Für alle, die da sagen: "Ich will aber einen Schnaps mehr verdienen" habe ich die Antwort: "Checken Sie mal Ihre Prioritäten. Sie wollen also auf Ebene fünf einen Schnaps mehr verdienen anstatt sich auf Ebene eins die ganze Schnapsfabrik unter den Nagel zu reißen?"

Also, was tun?

TD oder TER sind vollkommen belanglos. Die ETF-Jungs verstehen Ihr Geschäft. Das sind perfekte Manndecker, die wie eine Klette am Index kleben. Wählen Sie Thesaurierer / Ausschütter, Replizierer / Swapper al gusto, ETF-Größe über 100 Millionen und ETF-Alter über 5 Jahre und dann wenn Sie in Deutschland keine Steuern zahlen können Sie ihre Dartpfeile werfen.
Deutsche Steuerzahler schauen erst einmal im Verkaufsprospekt nach, ob der ETF überhaupt ein Aktienfonds im Sinne des Investmentsteuergesetzes ist. Dank an Leser Christian für diese Ergänzung.

Wie geht das?

Definition Aktienfonds: Aktienanteil mindestens 51 Prozent. Das bedeutet: 30 Prozent aller Erträge sind steuerfrei. Das ist die Teilfreistellung.
Ob ein ETF ein steuerlich gesehen ein Aktienfonds ist oder nicht steht im Anlageprospekt.

  1. Laden Sie den Anlageprospekt herunter. Hier der Prospekt für den iShares MSCI World Small Cap ETF
  2. Suchen Sie nach "Teilfreistellung" oder "Besteuerung Deutschland". Sie finden auf Seite 136 im Abschnitt "Besteuerung in Deutschland, Deutsche Steuerreform - Aktienfonds " eine Tabelle. In dieser Tabelle fehlt der ETF auf den World Small Cap.
  3. Damit ist dieser ETF aus dem Rennen.

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