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Leserfrage: "Habe ich gut gewählt?"

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Leser C. schreibt

Seit zwei Monaten zahle ich 100 € in einen ETF-Sparplan. Dieser Sparplan wurde mir über die Comdirect als Sparplan "Wachstum" vorgeschlagen.

  • 40% in XTRACKERS II IBOXX Eurozone Government Bond Yield Plus (WKN DBX0HM)
  • 20% in XTRackers CSI300 SWAP ACC (WKN DBX0M2)
  • 20% in ISHARES TECDAX ACC (WKN 593397)
  • 20% in SPDR S&P EMERGING MARKETS DIVIDEND DIS (WKN A1JKSZ)

Auf Ihre Empfehlung hin schiebe ich noch monatlich 50 € in den Lyxor MSCI ALL Country Wrld (WKN LYX0MG)

Bereits nach zwei Monaten habe ich acht Euro Verlust und fast alles ist im Minus.

  • Ist der Vorschlag von der Comdirect schlecht gewesen?
  • Oder fängt man die ersten 12 Monaten erst mit Minusergebnissen an? Ich bin da gerade vollkommen überfragt.
  • Habe ich mit der vorgeschlagenen Auswahl einen Fehler gemacht?

Der Finanzwesir antwortet

Wie immer bietet sich die Methode Feuerzangenbowle an: "Da stelle mehr uns janz dumm. Wat soll dä Quatsch?"

Es geht um die Altersvorsorge. Für C. das Mittel der Wahl: Indexing. Indexing ist Sokrates-Business: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Daraus ergeben sich die strategischen Grundsätze

  1. Breit diversifiziert
  2. Buy & hold
  3. Kostengünstig

Unterbetrachtung "Breit diversifiziert"

Wie ist eigentlich "Breit diversifiziert" definiert?

  1. Vollständig = Wir wollen das gesamte Investmentuniversum abdecken. Das sind 23 Industrieländer und 24 Schwellenländer.
  2. Überschneidungsfrei = Jedes Land soll genau einmal am Start sein.
  3. Selbststabilisierend: Wenn Südkorea ein Industrieland wird, soll es einfach vom einem Index in den anderen rollen ohne, dass wir uns drum kümmern müssen. Die Indexheinis sollen die Prozente für uns glattziehen.

Indexing ist eine Diversifikationsstrategie. Vermögen werden durch Konzentration aufgebaut und durch Diversifikation geschützt.

  • Konzentration im Job
  • Diversifikation im Depot

Das Geld fließt vom Klumpenrisiko Humankapital in die 2.400 Töpfe des MSCI World und des MSCI Schwellenländer.
Was wir vom Indexing erwarten können, ist die langfristige Marktrendite. Mehr nicht. Ihre Durchschlagskraft bezieht diese Strategie aus ihrem hohen ROTI. Return on time invested.

ROTI = Rendite dividiert durch investierte Zeit. Beim Indexing geht der Zeitaufwand gegen Null und der ROTI damit gegen unendlich. Deshalb bin ich auch so gegen die ganze Optimierungsfummelei. Die zerstört den ROTI und damit bleibt nur noch die Marktrendite übrig.

Der Prüfauftrag

Gehorcht C.s Depot diesen Randbedingungen?
Besuchen wir den Anlageassistent der Comdirect. Wir lesen dort:

"Wachstum: Die Anlagestrategie zielt auf die Erwirtschaftung einer überdurchschnittlichen Wertentwicklung ab."

Reflexhaft schauen wir uns nach einem Maßstab um. Überdurchschnittlich zu was? Einen Maßstab sehen wir nicht, aber dafür glitzert uns die Oberfläche eines Sees entgegen. Langsam kriecht das Misstrauen in uns hoch. Lake Wobegon?

Wie können wir herausfinden,ob C.s Portfolio breit diversifiziert ist? Kein Problem, wir brauchen nur ein paar Buntstifte und eine Weltkarte.

Das Wachstums-Depot des Lesers C.

Leser C. Depot

  • Orange: IBOXX Eurozone
  • Grün: SPDR Schwellenland
  • Dunkelgrün: SPDR Schwellenland und der XTRackers CSI300, China ist in beiden ETFs vorhanden.
  • Der blaue Punkt: iShares TECDAX. Der TecDax ist eine Sektorenwette und kein breit aufgestellter Index. Deshalb habe ich Deutschland nicht komplett blau angepinselt.

Leser C. hat auch einen ACWI am Start

LeserC. Depot
So sieht breit diversifiziert in der Karte aus. Alle Industrieländer sind blau, alle Schwellenländer sind grün. Aber es gibt keine grünblaugestreiften Länder.

Die Kombi

LeserC. Depot Kombi
Drei Grüntöne am Start. Eine Karte für Botaniker.

  • Grün: Schwellenländer, die nur im ACWI vertreten sind.
  • Dunkelgrün: Schwellenländer, die im ACWI und im SPDR Schwellenland rumlungern.
  • dunkles Dunkelgrün: Das Triple. China ist im ACWI, im SPDR und im CSI300 am Start. Wenn das mal nicht zur gelben Gefahr wird.
  • Blau: Die Industrieländer des ACWI.
  • Dunkelblau: Deutschland, mit dem TecDax gepimpter ACWI-Anteil.
  • Der gestreifte Kram: ACWI-Aktien-Exposure plus Anleihen aus dem IBOXX.

Das lassen wir jetzt erst mal so stehen. Weiter unten fallen mir dazu bestimmt noch ein paar Bösartigkeiten ein.

Kurzrezension der ETFs

IBOXX Eurozone

Der vollständige Name des ETFs lautet: Government Bond Yield Plus. Government Bond ist gut. Das sind Staatsanleihen. Also sicher. Der Stabilitätsanker des Depots. Nun ja, da gibt es noch das " Yield Plus" und das bedeutet: Wir sind gierig und versuchen aus den armen Bonds doch noch Rendite herauszuprügeln.

Aus dem Factsheet:

Der Markit iBoxx Euro Sovereigns Eurozone Yield Plus Index zielt darauf ab, die Wertentwicklung des folgenden Markts abzubilden:
Auf Euro lautende Anleihen, die von den Regierungen der 5 Eurozonen-Länder mit den höchsten Renditen (auf Basis der Fünf-Jahres-Rendite) begeben werden.

  • Engagement über die gesamte Renditekurve hinweg (Mindestlaufzeit von 1 Jahr)
  • nur Investment-Grade-Anleihen
  • in Umlauf befindliches Volumen von mindestens 2 Milliarden Euro pro Anleihe

Aktuell sind die Renditeführer:

  • 54,72% Italien
  • 34,73% Spanien
  • 5,24% Portugal
  • 4,72% Irland
  • 0,60% Slowenien

Gut, es sind keine Junkbonds, aber so richtig super sind die Dinger auch nicht. 99,4% in den Ex-PIIGS, uff.

  • 40,05% der Anleihen haben ein A-Rating. A bedeutet "Upper medium grade - Sichere Anlage, sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse die Gesamtwirtschaft oder die Branche beeinträchtigen"
  • 59,95% haben ein BBB-Rating, das ist eine Stufe über Junk."Lower medium grade - Durchschnittlich gute Anlage. Bei Verschlechterung der Gesamtwirtschaft ist aber mit Problemen zu rechnen".
    Quelle
    Wichtig zu wissen: Junk ist die alte Bezeichnung. Junk-Bonds hat man gesagt als ich jung war. Heute nennt man das "High Yield" oder "Yield Plus". Wenn einer mit der Kombi Anleihe und Yield ums Eck kommt, bedeutet das Dissonanz. Es wird nicht offen ausgesprochen, aber es schwingt im Raum mit: Zugreifen! Hier wird die Schwerkraft aufgehoben. Staatsanleihensicherheit plus aktienähnliche Renditen.
    Wenigstens hat das Ding kein Währungsrisiko.

XTRackers CSI300

Chinesische Aktien sind in zwei Lager aufgeteilt. A-Shares und der Rest.

A-Shares

A-Shares sind Anteile chinesischer Festlands-Unternehmen (Mainland China), die an den Börsen Shanghai oder Shenzhen gelistet sind. Ausländer durften bis 2002 keine A-Shares besitzen. Ab 2002 hat die Regierung die Bestimmungen gelockert. Nun dürfen qualifizierte ausländische institutionelle Investoren A-Shares handeln.
Der Index CSI300 umfasst die 300 größten und liquidesten Aktien chinesischer Mainland-Unternehmen. Voraussetzung für die Aufnahme in den Index ist, dass diese Firmen mindestens drei Monate lang an der Börse in Shanghai oder Shenzhen gelistet sind. Gehandelt werden die A-Shares in der Landeswährung Renminbi.
Weitere Details zum Index und seiner Zusammensetzung finden Sie auf der CSI-Site. C.s ETF investiert in A-Shares.

Der Rest

Aktien chinesischer Firmen, die in Hong Kong beziehungsweise den USA gehandelt werden. Diese Aktien sind auch bekannt als

  • H-Shares: In Hongkong notierte Aktien von chinesischen Unternehmen.
  • B-Shares: In Schanghai und in Shenzen notierte und für Ausländer zugängliche Unternehmen.
  • N-Shares: An der NYSE, NYSE MKT oder der NASDAQ gehandelte Aktien.
  • Red-Chips: Tochtergesellschaften von chinesischen Staatsunternehmen mit Firmensitz und Börsennotierung in Hongkong.

Der China-Anteil in einem MSCI- oder FTSE-Schwellenland-ETF besteht aus diesen Aktien.
Halten wir fest:

  • Ich will A-Shares kaufen. Ich brauche einen ETF auf den CSI300.
  • Ich will China-Aktien, die keine A-Shares sind. Ich kaufe einen ETF auf den MSCI China, MSCI EM oder MSCI ACWI. Oder das FTSE-Äquivalent.

Keine Überlappung. Wir recherchieren und finden:

Top 3 CSI 300 Top 3 MSCI EM
Shanghai Pudong Development Bank Co Ltd Tencent Holdings
Beijing Capital Co Ltd Alibaba Group HLDG
Shanghai International Airport Co Ltd China Construction BK

Scheint soweit zu stimmen. Noch geschwind ein paar Stichproben. Tianqi Lithium Industries, Inc., Mist, die gibt es im MSCI EM und im CSI300.
Im MSCI EM gibt es Cosco Shipping Ports und im CSI300 die Cosco Shipping Development Co.,Ltd. Was ist das? Zwei Namen für die gleiche Firma oder Schwesterfirmen?
Dann fördert die Recherche diese MSCI Pressemeldung vom 18. August 2018 zutage:

"Inclusion of China A Shares: Coinciding with this Index Review, MSCI will implement the second step of the partial inclusion of China A shares in the MSCI China Index as well as relevant composite indexes such as the MSCI Emerging Market Index.
Existing China A share constituents will have their weights increased following the increase in the inclusion factor from 2.5% to 5% of their respective FIF-adjusted market capitalization. In addition, ten China A shares will be added as part of this Index Review at 5% of their FIF‐adjusted market capitalization, bringing the total China A shares included in the MSCIChina Index to 236, representing 0.75% of the MSCI Emerging Markets Index."

Mit anderen Worten: Die Brot&Butter-Indizes schleichen sich rein. Damit werden ETFs wie der von C. zu reinen Spekulations-Instrumenten degradiert. Man braucht sie nicht mehr für die Altersvorsorge, sondern um sich mit einer Handelsidee zu positionieren: "Ich setze verstärkt auf China. Das Exposure eines MSCI EM reicht mir nicht, deshalb kaufe ich A-Shares noch einmal gesondert nach."
Absolut legitim. Doch ist es das, was C. will?

Hier noch einige Quellen zum Thema "A-Shares für alle"

  1. Coming To An ETF Near You: China A-Shares
  2. Here’s why you will own more China stocks in the near future
  3. Chinese stock addition to indexes will ‘change the face’ of emerging markets investing on Thursday

iShares TecDAX

Deutschlands 30 größte Technologieunternehmen. Eine schlecht diversifizierte Regio- und Sektorwette. Die ersten 40 Prozent setzten sich aus je rund 10% Deutsche Telekom, SAP, Infineon und Wirecard zusammen. United Internet sind mit 5% vertreten. Das sind die 1&1-Helden, die es zusammen mit der Telekom immer wieder schaffen mich für Tage aus dem Neuland auszusperren.

SPDR Emerging Markets Dividend

Dividendenadel im Schwellenland. Das ist wirklich originell. Habe ich so auch noch nie gehabt. Werfen wir kurz einen Blick auf das EM-Universum, bevor wir uns genauer mit C.s ETF beschäftigen. Wo investieren die Institutionellen?

Index Zahl Firmen im Index Zahl der ETFs Fondsvol. in Mill € Anteil bezogen auf B&B-EM
Brot & Butter Schwellenland, Large und Mid Caps 800 14 14.000 100%
Schwellenland IMI, Large, Mid und Small Caps 2.700 1 7.550 54%
C.s ETF: Schwellenland Dividenden, Large und Mid Caps 100 1 138 1%

Da kann man nur sagen: Schwellenlanddividenden - ein echter Geheimtipp!

Ich habe C.s ETF mit den vier Dickschiffen des deutschen EM-Angebots verglichen.

Name Fondsgröße in Mill. € TER 5 Jahres-Rendite Auflagedatum Replikation WKN
iShares EM 4.340 0,75% 22,42% 18.11.05 Optimiertes Sampling A0HGWC
Amundi EM 3.077 0,20% 24,08% 18.04.18 Swap-basiert, Unfunded A2H58J
Xtrackers EM 1.523 0,49% 22,06% 22.06.07 Swap-basiert, Unfunded DBX1EM
Vanguard EM 1.203 0,25% 26,45% 22.05.12 Optimiertes Sampling A1JX51
SPDR EM Dividend 138 0,55% -0,93% 14.10.11 Optimiertes Sampling A1JKSZ

Kursverlauf B&B-Schwellenland versus Dividendenadel

EM Dividend versus Schwellenländer
Quelle: JustETF
Egal ob MSCI oder FTSE: Die vier Dickschiffe laufen parallel. C.s ETF ist gelb vor Neid, weil er die Renditen nicht schafft. Seit Jahren!
Für alle, das das Elend aus der Nähe besichtigen möchten: Die Homepage des ETFs und das Index-PDF S&P Dividend Opportunities Index Methodology. Besonders interessant: Der Appendix B.

Rendite SPDR S&P EMERGING MARKETS DIVIDEND
Quelle: SPDR-Site
Bei der Rendite wird die Strategie "Dividende aus den Schwellenländern" wohl noch einige Zeit ein Geheimtipp bleiben.
Oder eben nicht. Vielleicht findet C. ja gute Gründe warum Schwellenländer plus Dividende ab sofort langfristig besser laufen wird als Brot & Butter-Schwellenland.

Wieso gibt es solche Zusammenstellungen?

Weil Privatanleger sie lieben. Das Zeug verkauft sich einfach gut.

Anleger lieben schöne Geschichten

  • IBOXX: Dieser ETF singt das Lied vom Genuss ohne Reue: Siehe, ich biete Staatsanleihen, die auch noch Rendite machen.
  • TecDax: Ein Supertyp. Bedient den Home Bias perfekt und man kann sich so schön elonmuskig fühlen. Geil, hab 1&1 im Depot, bin ganz vorne im Neuland dabei!
  • Dividenden aus dem Schwellenland: Das perfekte Produkt für die Teilzeitschwangerschaft. Für alle, die dann doch Angst vor der eigenen Courage bekommen: So Schwellenland-All-in ist ja schon voll krass. Lass’ mal Dividenden dazu buchen, krieg’ ich wenigstens noch was raus, wenn die Kurse abschronken.
  • China: China ist auch so ein absolutes Must-Have im Depot wie davor Solar, Biotech und Halbleiter. Das gibt dann diese wunderbaren Modekurven im Depot, wie ich sie hier bei Finanzen.net für Solarworld gefunden habe. Glockenkurve

Und der ACWI? Der verkauft nur Langeweile in Tüten und murmelt: "Ich bin aber maximal diversifiziert."

Das ist dem Privatanleger zu abstrakt, das mag er nicht. Ein ETF, der perfekt auf der Klaviatur der Verfügbarheitsheuristik herumklimpert wird gekauft. Eine lebenspralle Story ist der Speck, mit dem man die Anlegermäuse fängt.
Den meisten Anfängern reicht es, wenn ein ETF mit Dackelblick versichert: "Mit mir ist Rendite zumindest nicht ausgeschlossen". Dann darf er ins Depot.

Damit kommen wir zum zweiten Anfängerfehler:

Micro-Management

"Nur die Portfoliobetrachtung interessiert. Das unterscheidet die Profis von den Hobby-Tradern."
Andreas Clenow, Hedge-Funds-Manager in "Stocks on the move"

Jeder ETF muss einzeln überzeugen. Das Ergebnis: Ein Produkthaufen statt eines funktionierenden Teams.
Das erinnert mich die Hifi-Zeitschriften meiner Jugend.
Das Sanyo Cassetendeck CR-C: Mittelklasse, der Verstärker CR-X ebenfalls. Das Ganze aber kombiniert mit den Boxen Canton BV-L (obere Mittelklasse) und es klingt wie eine Anlage der Oberklasse, die 4.000 D-Mark mehr kostet.
Das Zusammenspiel der Komponenten macht den Unterschied.
Richtig kombiniert liefern zwei oder drei simple Brot & Butter-ETFs ein Ergebnis ab, das weit teurere Fonds in den Schatten stellt.

It’s Lake Wobogen time

Wie schlägt sich Wachstum denn so im Vergleich mit dem ACWI, den Leser C. auch bespart? Morningstar X-Ray sei der Schiedsrichter.

Kostenquote

Wachstum ACWI
0,15% II iBoxx Euroz Govt Bd Yld
0,5% CSI300 Swap ETF
0,51% iShares TecDAX
0,55% SPDR S&P Emerging Markets Dividend
Gewichtete Kosten: 0,35% fürs Portfolio 0,45 %

Der Punkt geht an Wachstum.

Was ist drin?

Wachstum ACWI Kombi
62,24% Europa 20,71% Europa 39,14% Europa
5,72 % Amerika, davon 3,97% USA 59,55% Amerika (davon 55,24% USA) 35,67% (davon 32,49% USA)
32,03% Asien (0% Japan, China 24%) 19,74% Asien (davon 5,33% China, 7,58% Japan) 25,18% Asien (davon 13,62% China, 4,22% Japan)

Faszinierend: Mit Wachstum setzt C. voll auf Europa und China. Dafür verzichtet er fast vollkommen auf die größte Volkswirtschaft (USA) und ignoriert die drittgrößte Volkswirtschaft (Japan) komplett. Der ACWI bügelt das ein bisschen aus.
Soll das so sein? Ich bin wirklich gerne Europäer. Aber wird Europa in den nächsten 30 Jahren so Kick-Ass sein, dass man davon über 60 Prozent im Depot haben sollte?

Was hat es gebracht?

Am 29.2.2012 werden 10.000 Euro investiert. Was ist am 30.9.2018 im Pott?
Anlagedauer: 6 Jahre, 7 Monate.

  • Wachstum: 14.941,36 €
  • ACWI 20.695,86 €
  • Der ACWI erwirtschaftet ein Plus von 5.754,5 €. Das sind knapp 40% mehr als Wachstum gebracht hat.

Lyxor ACWI Rendite
Langfristige Rendite des Lyxor ACWI

Portfolio Comdirect Wachstum
Langfristige Rendite des Portfolios "Wachstum"

Da Leser C. sich auf die letzen zwei Monate bezieht, hier noch die Zwei-Monats-Renditen der beiden Kandidaten

Lyxor ACWI Rendite
Zwei-Monats-Rendite des Lyxor ACWI

Portfolio Comdirect Wachstum
Zwei-Monats-Rendite des Portfolios "Wachstum"

Das Wachstums-Portfolio hat einen Anleihenanteil. Kann man das überhaupt mit einem reinen Aktienindex wie dem ACWI vergleichen?

  1. Aber hallo! Wachstum soll wachsen. Wachstum braucht keinen Welpenschutz.
  2. Beide Portfolios bestehen zu 100% aus RK3, denn Anleihen sind kein Synonym für RK1. Ein ETF der zu über 99 Prozent aus PIIGs besteht, wird der Krise nicht standhalten, sondern quiekend südwärts flüchten.

Die Antworten auf die konkreten Fragen

Ist der Vorschlag von der Comdirect schlecht gewesen?

"Halb zog sie ihn, halb sank er hin." Johann Wolfgang von Goethe - Der Fischer

Es gehören immer zwei dazu. Einer, der verführt und einer der sich verführen lässt.

Fängt man die ersten 12 Monaten erst mit Minusergebnissen an?

Nein, nur wenn man Glück hat. Das ist so gemeint, wie es geschrieben steht. Ein 8-Euro-Immunisierungsschubs ist das Beste, das Leser C. passieren konnte.
Viel schlimmer: Für C. geht es die nächsten zwei Jahre nur aufwärts. Er hält sich für den größten Investor unter der Sonne. Dann kommt ein zehnprozentiger Rücksetzer.
Buchverlust: 360 Euro. Das sind 45 mal 8 Euro.
C. ist unglücklich, weil er eine rote 8 im Depot sieht. Wie reagiert so jemand auf ein Massaker im Depot? Ich war noch gnädig und habe C. nur mit einem 10%-Rücksetzer bedroht. Den Crash von 30% habe ich auch noch in der Folterkammer rumliegen.

Habe ich mit der vorgeschlagenen Auswahl einen Fehler gemacht?

Gehen wir an den Anfang zurück und holen uns die Kriterien:

  1. Breit diversifiziert: Nein. Ein Depot, das ohne die größte und drittgrößte Volkswirtschaft auskommt ist nicht gut diversifiziert. Was hat C. denn konkret im Depot
    • Einen Anleihen-ETF, der kein Stabilitätsanker ist.
    • Eine Tech-Regio-Wette.
    • Einen China-ETF, der mittelfristig in der Belanglosigkeit versinken wird.
    • Einen Dividenden-ETF, den keiner will. 1% Reichweite sprechen eine deutliche Sprache.
  2. Buy & hold: Klar, wenn C. durchhält
  3. Kostengünstig: Ja

Auftrag an Leser C.

Die ETFs kritisch durchsehen und für jeden einzelnen eine Begründung aufschreiben, warum gerade dieser ETF für die Altersvorsorge unverzichtbar ist. Je nach dem wie das Votum ausfällt den ETF entweder weiter besparen oder verkaufen.
Kein ETF-Messie werden. Aussortierte ETFs werden verkauft. Die kann man genau so wenig "noch mal brauchen" wie den ganzen Prüttel im Keller.

Fazit

Eine gute Story ist ein absolutes Muss. Wenn ich Netflix schaue oder ein Buch lese.
Auch die Urlaubsbilder des Nachbarn sind erträglicher, wenn er eine gute Story mitliefert: "Wie die junge Frau auf der Himalaya-Expedition auf einmal aus den Ohren geblutet hat. War echt spannend, ob sie es schafft."
Beim Geldanlegen bedeutet eine gute Story immer: Da will Sie einer einwickeln.
Geld anlegen? Langweile rocks!


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