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Den richtigen Online-Broker finden

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Wenn ich die Zahl der Leserbriefe richtig interpretiere, dann sind viele Leser jetzt soweit, die Excel-Theorie in die Praxis umzusetzen. Sie stellen sich (und mir) die Frage: "Welchen Online-Broker soll ich wählen? Was sind die Unterschiede zwischen den Anbietern? Welche Kriterien gibt es, worauf muss ich achten?"

  1. Wir reden hier nur von Direktbrokern, wer zum Wertpapierkaufen in eine Filiale geht, ist selbst schuld.
  2. Ich betrachte alles aus dem Blickwinkel eines Buy&Hold-Käufers, der nur Standard-Aktien, - Anleihen und -ETFs an einem deutschen Handelsplatz kaufen und verkaufen will.

Diese Discount-Broker sind am Start

Um das Spielfeld abzustecken, habe ich mir zum einen die großen Vier herausgepickt.

Broker Kundenzahl Tradingkosten
Ing-Diba 7.776.000 Preisübersicht
Comdirect 1.957.000 Konditionen
Consors 843.000 Kostenrechner
DAB 582.000 Konditionen
Summe 11.158.000

Quelle: Modern Banking

Und zum anderen als Preisbrecher den Newcomer Degiro, Untertitel auf der Web-Site: "Weltweit traden zu äußerst günstigen Konditionen".

Achtung: Ich empfehle keinen dieser fünf Broker, noch rate ich davon ab.

Die Kosten der Direktbroker

Anmerkungen zur Methodik

Die Gebührenmodelle sind grundsätzlich einfach zu verstehen

  1. Entweder Flatrate. Jeder Trade kostet beispielsweise bei Flatex 5,90 Euro.
  2. Oder Grundgebühr plus Provision. Oft mit mit einer Mindestgebühr nach unten und einem Gebührendeckel nach oben begrenzt.

Im Detail sind die Gebührenmodelle leider komplexer. Der Endpreis hängt von der Handelsplattform, dem gehandelten Wertpapier, aktuell laufenden Marketingaktionen und noch ein paar Faktoren ab.
Ich habe deshalb rabiat vereinfacht und immer die einfachste und auch billigste Option genommen. Ich habe ETFs über die hauseigene Handelsplattform gekauft.
Das ist genau genug. Es geht mir um Hausnummern und nicht darum, Ihre Kaufkosten exakt vorherzusagen.

Was kostet’s?

Bank Basispreis Provision Min Max
Comdirect 4,90 € 0,25% 9,90 € 59,90 €
Consors 4,95 € 0,25% 9,95 € 69,00 €
DAB 4,95 € 0,25% 7,95 € 59,95 €
Ing-Diba 0,00 € 0,25% 9,90 € 59,90 €
Degiro 2,00 € 0,02%

Eine Anmerkung zu Degiro: Während alle Broker ihre Preise als Endverbraucherpreise angeben, also inklusive Mehrwertsteuer, sind die Degiro-Preise Nettopreise an. Ich zitiere aus dem Preisverzeichnis:

"Die zu entrichtende Stamp Duty oder sonstige Abgaben werden dem Kunden in Rechnung gestellt.
Falls der Preis einem Steuersatz unterliegt, ist die MwSt. im angegebenen Preis nicht inbegriffen."

Mit anderen Worten, es ist nicht gesagt, dass die 2 Euro das letzte Wort sind.

Einige allgemeine Anmerkung zu den Kosten

DAB, Consors und Comdirect wurden 1994 zu Beginn des Internet-Booms gegründet und begründeten damit den Aufstieg der kostengünstigen Direkt-Broker.

Aus der Vor-Internet-Ära habe ich trotz langem Suchens keine Informationen zu Transaktionskosten gefunden (vielleicht wissen Sie als Leser noch, wie teuer Aktienkäufe in den 80. Jahren des letzten Jahrhunderts waren).
Ich konnte nur einen uralten Artikel der Stiftung Warentest von 2008 auftreiben können. Dort fand ich den Satz

"Für einen Aktienkauf im Wert von 50.000 Euro zahlt ein Anleger in den meisten Bankfilialen um die 500 Euro Gebühren."
Quelle

Wenn ich die 50.000 Euro online anlege, dann zahle ich dafür bei den Direkt-Brokern zwischen 69 und 85 Euro.
Das bedeutet: Die Direktbroker verlangen zwischen 14% und 17% der Summe, die ich in der Filiale zahlen muss.
Nicht vergessen, die Kaufkosten von 500 Euro stammen aus einer Zeit, als die Online-Broker schon mehr als eine Dekade am Markt waren. Ich vermute, dass die Kaufkosten in der Vor-Internet-Ära noch weit höher waren.
Für mich als Kunde bedeutet das: Wir jammern auf hohem Niveau. Die 80/20-Regel hat ihre Schuldigkeit getan. 80% der Kaufkosten sind weg, die letzten 20% der Kosten zu eliminieren wird immer schwieriger und riskanter.
Warum riskanter?
Weil der Besitz einer Aktie, einer Anleihe oder eines Fonds immer mit Papierkram einhergeht. Ist wie mit einem Hund: Gekauft ist der schnell, aber dann hat man das Tier an der Backe und muss sich drum kümmern.
Um Wertpapiere muss man sich bei der Steuererklärung kümmern. Dazu braucht man die Unterlagen, die einem die Bank zur Verfügung stellt. Verlusttöpfe, Erträgsnisaufstellungen, gezahlte Quellensteuer - der Broker soll all das

  • zeitnah
  • sachlich richtig
  • kostenfrei

liefern. Dazu braucht er Personal. Das muss bezahlt werden.
Die Tradingplattform soll natürlich auch wie ein Uhrwerk laufen.
Wenn ich um 14:35 Uhr auf den "Kaufen"-Knopf drücke, möchte ich nicht erst kurz vor Feierabend dran kommen mit meinem Trade.
Wenn ich 20 Aktien im Wert von 50 Euro kaufe, dann soll der Broker 1.000 Euro plus Gebühren einziehen und nicht - oh huppsi Kommafehler - 10.000 Euro.
Klingt jetzt so im Blog trivial bis lächerlich. Aber das sind komplexe Systeme, die sich nicht von alleine warten und pflegen.

Jetzt kommen wir zum "Es wird riskanter"-Teil.

Wenn es zu billig wird, frage ich mich: Wo spart der Broker jetzt?

  • An der Compliance: Lieber Kunde, würfel dir doch die gezahlte Quellensteuer selbst aus.
  • An der Performance: Heute sind 50% der Server wegen dringender Wartungsarbeiten abgeschaltet und die Spreads sind auch hundsmiserabel.

Aber vielleicht spart der Billig-Broker auch nicht, sondern macht es wie die Billig-Airlines. Der Trade kostet nur 2 Euro, aber wenn Sie eine Dividende gutgeschrieben haben wollen: 10 Euro flat.
Zum Jahresende die nötigen Steuerbescheinigungen: Kein Problem. Für umsonst direkt aus dem System. Wenn Sie es so haben wollen, das es das deutsche Finanzamt akzeptiert: 20 Euro.
Grundsätzlich gilt: Je günstiger der Broker, desto mehr Zeit sollten Sie sich für’s Kleingedruckte nehmen Mr. Holmes.

Wie unterscheiden sich die Broker?

Gar nicht, jedenfalls nicht großartig. Broker sind das, was man auf englisch eine "Commodity" nennt. Leo.org übersetzt Commodity mit Gebrauchsgegenstand, Bedarfsartikel, Massenware.

Eine kühne These. Schauen wir uns an, was die Recherche ergibt:

Erste Erkenntnis

Alle Online-Broker huldigen dem Monobrokerismus. Regel 1: "Du sollst keinen anderen Broker neben mir haben."
Wer bereit ist nicht nur ein Depot zu eröffnen, sondern mit seinem alten Broker Schluss zu machen, wird mit Talerchen beregnet, dass es eine wahre Freude ist. Kostenfreier Umzugsservice inklusive.
Warum machen die Banken das?
Weil Sie wissen:"Wen wir mal haben, der bleibt." Wenn der eigene Broker nicht wirklich grottenschlecht ist und die anderen Broker nicht wirklich deutlich besser sind, dann maule ich hin und wieder vor mich hin, bleibe aber bei meinem Broker.
Dieser erbitterte Kampf um Exklusivität zeigt mir, dass die Broker genau wissen, dass sie kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal haben. Sonst würden sie mich nicht mit Transferzahlungen aus einer bestehenden Kundenbeziehung herauskaufen, sondern einfach mit ihrer überragenden Produktqualität punkten.

Zweite Erkenntnis

In der gesamten werblichen Kommunikation gilt: "Hier spricht der Preis."

  • Broker A wirbt mit kostenlosem Depot und tollen Tagesgeldzinsen.
  • Broker B wirbt mit kostenlosem Depot, tollen Tagesgeldzinsen und einem Amazon-Gutschein.
  • Bei Broker C bekommt man all’ das und noch ‘ne Wurst dazu.

Zustände wie auf dem Hamburger Fischmarkt.

Womit keiner wirbt, ist die Qualität des Produktes. Es geht hier um Geld. Eigentlich müsste man doch davon ausgehen, dass die Broker stolz die Sicherheits-Aspekte ganz in den Vordergrund schieben. Tun Sie aber nicht. Über die komfortablen Handels-Formulare oder die stets pünktliche und korrekte Abwicklung des Steuerkrams redet auch niemand.
Statt dessen: "Wir sind billig!", "Wir sind aber biliger!!", "Und wir sind die Allerbilligsten!!!"
Das ist typisch für Infrastuktur-Anbieter (Internet-Provider, Telefonie) und Anbieter von Schüttgütern (Salz, Zucker, Mehl).

Meine Vermutung: Es liegt daran, dass das keine Differenzierungsmerkmale sind. Bei den Online-Brokern arbeiten schlaue Leute, die 20 Jahren Zeit hatten, die Basics auf die Reihe zu kriegen.

Das Schöne: Als Buy&Hold-Anleger brauchen wir auch nicht mehr als die Basics. Wir wollen weder in Jakarta handeln, noch wollen wir exotische Aktien oder Derivate kaufen. Wir kommen ganz hervorragend mit dem Standardangebot aus.

Ich habe in all den Jahren in den ganzen Finanz-Foren noch nie eine Diskussion über die Qualität der Benutzeroberfläche gesehen.
Ich vermute, den meisten Nutzern geht es wie mir: "Ja, die Benutzeroberfläche könnte besser sein, aber man gewöhnt sich dran und es geht schon." Nichts, was ein UX-Designer gerne hört, aber "gut genug" reicht für ein Commodity-Produkt.

Online-Brokerage ist eine Infrastruktur-Dienstleistung, die natürlich seriös und professionell erbracht werden muss. Aber das gilt für die Jungs, die sich ums Abwasser kümmern auch.

Wo bei die Broker sich natürlich auch sehr schwer tun, denn die Bafin hat sie im Würgegriff. Außer vielleicht den Energieversorgern kenne ich keine Branche, die so durchreguliert ist, wie die Finanzbranche.
Jedes mal, wenn mir mein Broker eine AGB-Änderung schickt, hafte ich die ungelesen ab. Der Grund: Da wurde wieder eine letztinstanzliche Richterentscheidung umsetzt oder ein neues Regulierungsgesetz. Ich kann zum einen nichts dagegen tun und zum anderen ist es sowieso zu meinem Vorteil.

Die Banken liegen in den Ketten der Compliance. Mit jedem Bankenskandal gibt es mehr Auflagen, mehr Gesetze und mehr "freiwillige" Selbstverpflichtungen, die den Spielraum immer weiter einschränken.

Fazit - Brokerwahl

Wenn es denn unbedingt der Broker mit der Wurst sein muss, greifen Sie in Gottes Namen zu. Hauptsache, sie fallen bei der Brokerwahl nicht auf eine zypriotische oder malteser Klitsche herein, sondern wählen einen Bafin-regulierten Anbieter. Das Standardprogramm für Buy&Hold-Käufer haben die alle drauf.
Das einzige worauf Sie achten müssen: Drücken Sie die laufenden Kosten auf Null. Die einzigen Kosten, die anfallen dürfen, sind Handels- und Kommunikationskosten.
Die meisten Broker verlangen eine Portogebühr, wenn Sie sich die Kontoauszüge und Abrechungen per Brief zuschicken lassen.
Als wirtschaftlich denkender Mensch übernehme ich diese Kosten.
Warum?

  1. Weil ich damit die Beweislast umdrehe. Der Broker ist dafür verantwortlich, dass mich der Papierkram vollständig erreicht und nicht ich. Für - geschätzte - 30 Euro im Jahr kaufe ich mich von der Pflicht frei, mich auch noch mit diesem Mini-Task zu belasten.
  2. Weil mein Broker das kostengünstiger erledigt als ich. Bevor ich mich eingeloggt habe, die passenden PDFs gefunden habe und diese dann ausgedruckt und abgeheftet habe, hat mein Broker mit seiner automatischen Kuvertier- und Frankier-Straße schon 10.000 Briefe rausgehauen.

Ein Wort zu Billig-Discount-Brokern

Zwar habe ich oben versprochen, Broker-neutral zu sein, trotzdem möchte ich folgendes zu bedenken geben:
Eine Firma hat - wie ein Mensch - eine genetische Grundausstattung. Diese Gründungswerte wirken weit über die Anfangsphase hinaus.
Degiro sagt von sich:

"Bereits seit vielen Jahren gilt Degiro als zuverlässiger Partner für in den Niederlanden ansässige institutionelle Anleger."

Mit anderen Worten: Degiro kommt aus der Geschäftskundenwelt und öffnet seine Plattform nun auch für Privatanleger.
Geschäftskunden haben ganz andere Wünsche als Endkunden. Natürlich will ein Institutioneller eine Abrechung, aber ihm reichen die Rohdaten. Für die Aufbereitung hat er eine eigne Abteilung.
Ich frage mich: Wo bleibt bei einem Tradepreis von zwei Euro die Compliance und der Support? Kann - und vor allem will - ein Broker, der seine Wurzeln in der professionellen Trader-Welt hat, sich mit dem ganzen klein-klein Papierkram und dem Endkunden-Geheule abgeben?
Sie müssen herausfinden, ab wann aus einem "sehr preiswert" ein "zu billig" wird.

Was mir bei der Brokerauswahl wichtig ist

Ich bin seit September 1998 bei Consors und habe nie daran gedacht zu wechseln.
Warum?
Weil ich mich bei Consors immer darauf verlassen konnte, dass der Papierkram sauber abgewickelt wird. Ich bekomme alle wesentlichen Schriftstücke unaufgefordert und korrekt ins Haus. Muss eine Abrechnung nachträglich korrigiert werden (kommt ab und zu vor), bekomme ich auch hier unverzüglich die korrigierte Version per Post. Mit anderen Worten: Es wird nicht nur gemacht, sondern das was gemacht wird, wird auch kontrolliert.
Warum ist mir das wichtiger, als tolles Tagesgeld oder ausgefuchste Ordermöglichkeiten?
Weil ich hier richtig Zeit spare. Viele Zahlen, die ich von meinem Broker bekomme, kann ich nur sehr schwer bis gar nicht nachvollziehen. Für mich fallen die Zahlen einfach vom Himmel. Ich trage sie in die Steuererklärung ein und seit 1998 gibt das Finanzamt sein ok dazu.
Deshalb vertraue ich der Consors-IT. Würde ich das nicht tun, müsste ich tagelang am Schreibtisch sitzen und die Transaktionen aufdröseln.
Das will ich nicht, denn das ist kein passives investieren.
Für mich nur der Broker ein guter Broker, der den ganzen Steuer- und Compliance-Kram beherrscht. Auf diesem Gebiet suche ich einen verlässlichen Partner und ich bin auch bereit, das zu honorieren.
Die Steuergesetze ändern sich dauernd und die Banken müssen das irgendwie in Ihre IT-Landschaft einbauen. Das kostet Geld, mein Geld.
Den Einwand: "Aber der Broker muss doch.", halte ich für naiv. Der Broker muss viel müssen, aber dem Finanzamt ist das egal. Sie sind dem Finanzamt die Steuern schuldig und das Finanzamt hält sich an Sie. Sie können sich dann gerne mit dem Broker zanken.
Das ein Broker die handelstechnischen Minimalanforderungen erfüllt, die ich als Buy&Hold-Käufer von Standardprodukten habe, setze ich voraus.

Deshalb gilt für mich:

Compliance gut, alles gut

Alles klar. Ich organisier mir geschwind ein Depot und dann lege ich los.
Nein, so schnell geht das nicht. Bevor Sie loslegen, muss ich noch einmal mit der alten Leier anfangen:

Nicht die Brokerwahl, sondern die Anlagepolitik entscheidet über Ihren Erfolg.

Die Anlagepolitik: Make or break

Anlagepolitik? Was ist denn das? Brauche ich die überhaupt?
Sie brauchen keine Anlagepolitik, Sie haben schon eine.
Anlagepolitik bedeutet:

  • Für wie viele ETFs entscheiden Sie sich.
  • Wie oft wünschen Sie diese zu handeln.

Szenarien

Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, bilde ich Szenarien. Es gibt verschiedene Profile und pro Profil drei Investitionssummen

  • Klein: 50 Euro monatlich, 600 Euro pro Jahr
  • Mittel: 150 Euro monatlich, 1.800 Euro pro Jahr
  • Groß: 500 Euro monatlich, 6.000 Euro pro Jahr
Profil Produkte Handelsfrequenz Anzahl der jährlichen Käufe
Profil 1 1 ETF auf den MSCI ACWI einmal jährlich 1 mal 1 => 1 Kauf
Profil 2 2 ETFs: 70% MSCI World, 30% MSCI Emerging Markets quartalsweise 4 mal 2 => 8 Käufe
Profil 3 4 ETFs: 25 % EM, 32,5 % Europa, 32,5 % USA, 10 % Japan quartalsweise 4 mal 4 => 16 Käufe
Profil 4a 8 ETFs: 31 % EM, 15,5 % Europa, 15,5 % USA, 13 % Japan, 7 % Euro SC, 5,5 % Euro Value, 7 % USA SC, 5,5 % USA Value monatlich 12 mal 8 => 96 Käufe
Profil 4b 8 ETFs: 31 % EM, 15,5 % Europa, 15,5 % USA, 13 % Japan, 7 % Euro SC, 5,5 % Euro Value, 7 % USA SC, 5,5 % USA Value halbjährlich 2 mal 8 => 16 Käufe

Wie hängen Kaufkosten und Kaufsumme zusammen?

Ordergebühren in Abhängigkeit von der Kaufsumme

Anteil der Kaufkosten in Abhängigkeit von der Kaufsumme

Allgemeine Erkenntnisse

  1. Die großen Broker verlangen mindestens einen Zehner pro Trade.
  2. Zwischen 22.000 und 30.000 Euro pro Position beginnt das Gebühren-Capping zu greifen. Ab dann wird Trading zur Homöopathie. Eine 40.000 Euro-Position wird mit 0,15% Gebühren belastet.
  3. Jeder Trade unter 500 Euro ist Gebührenselbstmord.
  4. Handeln Sie mindestens in 1.000 Euro-Tranchen. Dann liegen die Gebühren bei rund und roh einem Prozent.
  5. Der Sweet-Spot liegt bei 2.000 Euro. Dann haben Sie eine Gebührenquote von 0,5% und verlassen den Mindestumsatz-Bereich. Ganz platt: Bis zu einer Tradegröße von 2.000 Euro zahlen Sie den in Punkt 1 angesprochenen Zehner.
  6. Degiro kennt kein Gebühren-Capping und schlägt die großen Vier trotzdem um Längen.

Soweit die allgemeinen Parameter, lasset die Spiele beginnen. Wie schlagen sich unsere fünf Profile?

Profilbezogene Erkenntnisse

Nicht vergessen
Wie oben angesprochen: Ich stecke hier das Spielfeld ab und bin deshalb auf der Jagd nach Extremwerten. Es ist mir auch klar, dass man bei einer monatlichen Sparsumme von 50 Euro, nicht 10% in einen Japan-ETF stecken sollte. Hier gilt folgende Arbeitsteilung: Ich leuchte die Ecken aus. Sie ziehen daraus die richtigen Schlüsse für Ihr Depot.

Comdirect, Ing-Diba, Consors, Degiro, DAB: Jährliche Transaktionskosten

Warum gibt nur eine Grafik zu den jährlichen Kosten? Müsste es nicht für jedes der drei Anlageprofile eine Kostengrafik geben?
Nein, denn die drei Kostenprofile unterscheiden sich nicht.

Hier ein Auszug aus meiner Excel-Tabelle für die Jahreskosten des Profil 3.

Anlagesumme Comdirect Consors DAB Ing-Diba Degiro
klein 158,40 € 159,20 € 127,20 € 158,40 € 32,12 €
mittel 158,40 € 159,20 € 127,20 € 158,40 € 32,36 €
groß 158,40 € 159,20 € 127,20 € 158,40 € 33,20 €

Warum ist das so? Weil Sie pro Trade Summen zwischen

  • 15 Euro (10% Japan, bei Sparquote "klein") und
  • 487 Euro (32,5% Europa bei Sparquote "groß")

anlegen und da greift immer der Mindestpreis. Der Broker zieht einen Zehner ein.

Kostenquote Comdirect, Consors, DAB, Ing-Diba Kostenquote Degiro

Egal ob Traditions-Broker oder Newcomer: Die Skaleneffekte sind brutal. Die Kombi viele Transaktionen plus Mindestgebühr ruiniert alles. Aber auch ohne Mindestgebühr: Die Maximalquote von 32% bei Degiro macht auch nicht wirklich glücklich.
Der Gipfel der Perversion: Profil 4a mit der kleinen Sparsumme. Hier zahlen Sie pro Jahr 955 Euro Gebühren, um ETFs im Wert von 600 Euro zu kaufen.
Der Bestwert: Profil 1 mit der großen Sparsumme. Hier zahlen Sie 20 Euro (Kostenquote 0,3%) bei einem der großen Broker oder 3,20 Euro (Kostenquote 0,05%) bei Degiro.
Was auffällt: Portfolio 3 und 4b haben die gleiche Kostenquote. Kein Wunder, egal ob Sie 4 ETFs pro Quartal handeln oder 8 ETFs halbjährlich: Am Jahresende haben Sie sechzehn mal die Mindestgebühr bezahlt.

Einfache Faustregel für ETF-Hamster

Rechnen Sie einfach für jeden Kauf mit 10 Euro. So schätzen Sie ab, was ein neuer ETF Sie kosten wird:
Wie oft wollen Sie pro Jahr kaufen? Einmal pro Quartal? Dann kostet Sie die Diversifikation pro ETF 40 Euro jährlich.
Ein Depot mit 2 ETFs kostet 20 Euro pro Quartal, eins mit drei 30 Euro. Wer meint, sich mit fünf ETFs schmücken zu müssen, ist mit einen Fuffi pro Quartal dabei.

Fazit

Sie brauchen wenige und - wegen der Mindestgebühr - große Trades. Um das zu erreichen haben Sie zwei Hebel

  • Handelsfrequenz
  • Zahl der ETFs

Verschieben Sie diese beiden Regler so, dass hinten 1.000 Euro-Tranchen herausfallen. Wenn nötig, sparen Sie die Summe auf dem Tagesgeld-Konto an.
Wenn das nicht möglich ist, nutzen Sie einen Sparplan oder suchen Sie sich einen Broker ohne Mindestgebühr.

Und nicht vergessen: Die Hauptaufgabe Ihres Broker ist es, Ihnen den Papierkram fürs Finanzamt zu liefern.

Was gar nicht geht!

Die Hände in den Schoß legen und jammern, weil: "Mit 50 Euro im Monat kann ich ja eh nix reissen. Dann kann ich’s auch versaufen."
Das ist Blödsinn. Sie können dann halt nicht jeden ETF bei jedem Broker kaufen, sondern müssen sich mit dem zufrieden geben, was die Broker im Sparplan-Angebot haben. Besparen Sie in diesem Fall einen einzigen ETF. Das wird höchstwahrscheinlich ein ETF auf den MSCI World sein. Ich kenne aktuell keinen Anbieter, der einen Sparplan auf den MSCI ACWI anbietet. Wer mehr weiß: Bitte in den Kommentaren vermerken.
Aber das ist allemal besser, als die 50 Euro zu vershoppen.

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