
Kein Tag ohne Risiko. Wer aufsteht, rutscht aus und stirbt beim Gang ins Badezimmer. Wer liegen bleibt, isoliert sich, verliert seine sozialen Kontakte und wird depressiv.
Risk à la carte. Wie soll Ihr heutiges Risiko serviert werden: Konvergent oder divergent?
Konvergentes Risiko | Divergentes Risiko |
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ist strukturiert, stabil und bis zu einem gewissen Grad berechenbar | Komplette Unwissenheit bezüglich der wahren Gestalt der drohenden Risiken |
viele kleine Gewinne | viele kleine Verluste |
ab und zu ein Tritt vors Schienenbein | ab und zu ein Jackpot |
Upside limitiert | Downside limitiert |
leidet unter "Schwarzen Schwänen" | profitiert von "schwarzen Schwänen" |
Gewinne werden eingesammelt, denn sie bestätigen den Glaubenssatz zu wissen wie es läuft. | Gewinne lässt man laufen und freut sich: "Hey, ich scheine etwas gefunden zu haben, dass doch funktioniert." |
Bei Verlusten werden die Anstrengungen verdoppelt, denn die Überzeugung die Dinge unter Kontrolle zu haben ist stärker als der Ärger über die Verluste: "Ich weiß, wie das hier läuft, meine Verluste sind nur temporär." | Verluste werden unverzüglich begrenzt, denn es gibt kein Vertrauen in die Zukunft. Nur ein nüchternes: "Dann lag ich wohl falsch." Keine Glaubenssätze, keine Durchhalteparolen |
psychologisch: permanente Zufriedenheit, ab und zu eine Tracht Prügel | psychologisch: Dauerdepri durch permanente Nadelstiche, ab und zu die totale Euphorie |
Die Typfrage
Jemand, der auf eine konvergente Risikostrategie setzt, hält das Risiko für berechenbar. Er glaubt zu verstehen, was des Pudels Kern ist und was die Welt im Innersten zusammenhält. Der Divergenzstratege gibt sich diesen Illusionen nicht hin. Er gibt sofort zu, keine Glaskugel zu haben.
Konvergent und divergent im täglichen Leben
Im Alltag bevorzuge ich konvergentes Risiko, aber im Leben weiter gebracht hat mich das divergente Risiko.
Konvergent
Im Straßenverkehr: Viele kleine Gewinne. Immer schön nach rechts und links schauen, bevor ich die Straße überquere. Den Crash verschieben wir lieber auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Ich will nicht Teil der Verkehrsopferstatistik werden.
Beim Ausräumen des Geschirrspülers: Kleiner Gewinn: Jede Tasse einzeln herausholen und wegräumen. Großer Crash: Vier oder fünf Henkel gleichzeitig mit einer Hand greifen und mit einem Schwung ins Regal hieven. Geht meistens gut. Wenn nicht: Stress mit der besten Ehefrau von allen. Angeschlagene Tassen erhöhen die Ehe-Vola.
Ich mag meinen Alltag langweilig und vorhersehbar.
Divergent
Einen Blog aufsetzen. Der Finanzwesir ist mein siebter oder achter Blog. Einen Blog zu starten kostet nicht viel und wenn es nicht klappt macht man ihn dicht. Cut your losses.
Irrsinnige Karrieremoves: Mein Start bei Yahoo! 1997. Die Upside? Wie sagte meine Mitarbeiterin damals: "The sky is the limit". Wenn’s nicht klappt: Auch kein Problem. Ein junger tatkräftiger Mann mit einigen Jahren Berufserfahrung in einem sich explosiv entwickelnden Bereich - da ist schnell eine andere Position gefunden.
ETFs um Alpha ergänzen: Der Nation eine bisher unbekannte Anlageklasse vorstellen - kann ein richtiger Trend werden. Und wenn’s schiefgeht? Dann ist das Ego ein bisschen angekratzt. Aber das gibt sich mit der Zeit.
Beim divergenten Vorgehen geht es immer um die Positionsgröße. Sie dürfen nie "all in" gehen. Wenn Sie Ihre Verluste begrenzt haben, muss noch genug Substanz für das nächste Experiment da sein.
Divergente Typen haben keine Glaskugel und sind deshalb hervorragende Risikomanager. Konvergente Typen brauchen kein Risikomanagement, denn sie haben die Zukunft ja berechnet.
Erfolg, Überleben, Zufriedenheit - was wollen Sie?
- Konvergenz ist meistens stabil und liefert verlässliche Ergebnisse, Zufriedenheit sowie Schutz und Sicherheit über längere Zeiträume. Konvergenz macht zufrieden.
- Der Beitrag der Divergenz: Widerstandsfähigkeit, neue Blickwinkel und der Stolz Außergewöhnliches geschafft zu haben. Divergenz ist die Jagd nach dem Erfolg.
Soll ich konvergent oder divergent durchs Leben gehen?
Sowohl als auch.
Peppen Sie Ihren konservativ-konvergenten Alltag mit einem gelegentlichen Amoklauf der Divergenz auf.
Wer ist glücklicher?
Der Divergente!
Warum?
Nun, der Konvergente glaubt die Strippen ziehen zu können. Wird aber zuverlässig vom Leben enttäuscht. Die "Auf’s-Maul-vor’s-Schienenbein"-Quote liegt bei einhundert Prozent.
Der Divergente hat ein dickes Fell, erwartet wenig, glaubt aber als kölscher Jong fest ans "Et hätt noch immer jot jejange". Und irgendwann überschütten die Götter ihn dann mit dem Jackpot.
Und wenn nicht? Dann hat er sein dickes Fell.
Meine Lebensmischung ist 60 / 40. 60 % Divergenz, 40 % Konvergenz.
Wenn Divergenz so toll ist, warum nicht 100 % divergent?
Na ja, so ein dickes Fell habe ich auch nicht. Ab und zu soll schon auch mal was nach Plan laufen. Auf zwei Beinen steht man einfach stabiler.